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Jets, Stars und eine Lovestory


Ständig neue Airports, Promis als Gäste und immer andere Flugrouten: Für Business-Jet-Piloten wie Madeleine Launer ist der Alltag äußerst abwechslungsreich. Aber nicht nur ihre Passagiere kommen gelegentlich aus Hollywood – auch Launers persönliche Lovestory ist filmreif.

„Ich muss immer spontan und flexibel sein, denn kein Flug ist wie der andere“, Jet-Pilotin Madeleine Launer. 

„In meinem Job erlebe ich die spannendsten Geschichten“, erzählt Madeleine Launer. Die Kapitänin arbeitet seit 2012 für die Eisele Flugdienst GmbH, eine Charterairline mit Sitz am Stuttgarter Airport. Ihre Passagiere sind die Reichen und Schönen – eben alle, die es sich leisten können, exklusiv zu reisen. „Für einen weltbekannten DJ haben wir beispielsweise einen Umzug von Ibiza nach Berlin mit dem Jet erledigt“, sagt sie. „Samt Mischpults, Möbel und Musikanlage.“

„Ich muss immer spontan und flexibel sein, denn kein Flug ist wie der andere“, so Launer weiter. „Das fängt schon beim Dienstplan an: Normalerweise wissen wir nur, an welchen Tagen wir arbeiten. Wohin es geht, entscheidet sich meist spontan.“ Das Ziel erfahren die Piloten oftmals erst kurzfristig von ihrem Unternehmen via Telefon. Dann heißt es: Packen im Express-Tempo und ab geht’s Richtung Flughafen.

Daumen hoch für den besten Job der Welt – Madeleine und Tobias Launer haben sich im Cockpit kennen- und lieben gelernt.
Pizza über den Wolken

Neben maximaler Flexibilität schätzen Launers Passagiere besonders das Taktgefühl der Pilotin. „Ich darf sagen, dass wir regelmäßig A-Promis fliegen“, so Launer. „Namen nenne ich aber keine – Diskretion gehört zum Ehrenkodex in der Charterfliegerei.“ Ausplaudern kann sie nur, dass ihre Kunden – genau wie die Flugziele – sehr unterschiedlich sind: Hollywood-, Pop- und Rockstars, Profisportler, aber auch Emporkömmlinge, deren Namen in der breiten Öffentlichkeit nur den wenigsten bekannt sind. „Ich war schon manchmal überrascht, dass selbst die wohlhabendsten Gäste statt Gourmet-Menüs vom Sternekoch an Bord hin und wieder lieber Pizza, Burger oder Chicken Nuggets essen“, verrät sie.

Damit sich ihre anspruchsvolle Kundschaft wohlfühlt, checkt Madeleine Launer die Kabine vor dem Reisestart noch einmal gründlich durch.
Highlight: Approach in Aosta

Reizvoll ist der Job für Launer nicht nur wegen der besonderen Gäste. „Während Linienpiloten häufig die gleichen Strecken fliegen, herrscht bei uns Abwechslung pur. Ich habe schon ungefähr vierhundert Destinationen angesteuert“, so die 29-Jährige. „Besonders gut gefällt mir der Anflug auf den Aosta-Airport.“ Dieser liegt im gleichnamigen Tal im Nordwesten Italiens. „Bei gutem Wetter ist die Aussicht auf die Französischen, Italienischen und Schweizer Alpen einfach atemberaubend“, schwärmt die Pilotin.

Wendige Anflüge von Tobias Launer
Landungen, die Linienpiloten so nicht machen: Tobias Launer hat während drei sehr kurzen Sichtanflügen die GoPro im Cockpit der von ihm gesteuerten Jets angebracht.

„Wir haben uns im Cockpit kennengelernt  - heute sind wir verheiratet", Jetkapitän Tobias Launer. 

Auf die Frage nach dem persönlichen Lieblingstrip kommt ihre Antwort wie aus der Pistole geschossen: „Island.“ Auch wenn es spannend ist, den Airport Akureyri im Norden der Insel anzufliegen, ist der Grund für diese besondere Erinnerung aber ein anderer: Frisch verliebt durfte sie auf dem Weg dorthin mit einem speziellen Crew-Partner arbeiten – ihrem heutigen Ehemann Tobias Launer. „Wir haben uns im Cockpit kennengelernt und fliegerisch viel Zeit miteinander verbracht. Ziemlich zügig haben wir uns dann auch nach Feierabend gedatet. Heute sind wir verheiratet“, so Tobias Launer, der ebenfalls Flugkapitän ist. Auf Island hatten die beiden eine Woche Aufenthalt, bis die Passagiere von ihrem Urlaub wieder zurück nach Hause fliegen wollten.

Check before flight: For jedem Start und nach jeder Landung überprüfen Piloten ihr Fluggerät.
Wie teuer sind Privatflüge?

Je nach Ziel, Anzahl der Passagiere und Strecke unterscheiden sich die Preise in der General Aviation deutlich. Hin- und Rückflug auf der Route Stuttgart-Mallorca kosten mit einem neunsitzigen Jet samt Crew rund 15.000 Euro. Wer bereit ist, diese Summe zu zahlen, für den kommt das Flugerlebnis im VIP-Style in Frage. Eine weitere Möglichkeit, in Kleinflugzeugen zu reisen, ist die Plattform wingly.io. Dort bieten private Piloten Sitzplätze in ihren Maschinen an.

Business versus Linie

Auch wenn die meisten Passagiere gar nicht merken, dass es in der Kanzel knistert – manchen Fluggästen bleibt ihr Liebesglück dennoch nicht verborgen. „Viele wollen sogar ein Selfie mit uns, wenn sie mitbekommen, dass wir zusammen sind“, sagt der 39-Jährige. „In der Branche gibt es schon einige Pärchen. Pilotenpaare sind aber eher selten.“

Neben seinem Job in der Business-Aviation sitzt Tobias Launer seit einigen Jahren auch als Co-Pilot am Steuer von Linienjets. „Große und kleine Maschinen fliegen sich sehr unterschiedlich. Kurz gesagt: je kleiner, desto agiler“, erklärt er. „Wenn die Flugzeuge größer und dadurch schwerer sind, ruckelt es weniger und nicht so stark – man spürt Turbulenzen also weniger.“ 

Auch in anderen Punkten unterscheiden sich die beiden Arbeitsplätze. „Wer am General Aviation Terminal am Stuttgart Airport eincheckt, muss nicht viel früher als 15 Minuten vor Abflug da sein“, sagt Tobias Launer. „Wir Piloten begrüßen die Gäste per Handschlag, laden das Gepäck selbst ein und schauen, dass Hochglanzzeitschriften parat liegen und das Catering am Start ist.“

Weniger Passagiere, mehr Aufgaben: Während Linien-Piloten fast ausschließlich im Cockpit arbeiten, laden die Businessjet-Kapitäne auch das Gepäck ein.
Wohin geht’s als Nächstes?
Hand in Hand nach Hause: Tobias und Madeleine Launer wohnen in Stuttgart-Plieningen, nicht weit vom Airport entfernt.

Am Zielort angekommen, kümmert sich die Cockpit-Crew darum, dass ihre Passagiere einen guten Anschluss haben, organisieren gelegentlich auch einmal ein Taxi oder eine Limousine.

„Wie es weitergeht, wenn die Gäste weg sind, ist sehr unterschiedlich und kaum planbar“, so Launer. Je nachdem, wie der Jet gebucht ist, bleiben die Piloten mit dem Flugzeug am Zielort und übernachten im Hotel. Es kann aber auch sein, dass sie ihre Reise gleich nach der Ankunft fortsetzen.

Einen normalen Arbeitstag gibt es für die Business-Piloten eben nicht – jeder Flug ist anders. So kommt es auch immer wieder vor, dass das Ehepaar Launer ein oder zwei Wochen am Stück nur in Hotels schläft und nicht daheim in Stuttgart. „Wenn ich dann mit Madeleine zusammen fliege, ist das für unseren Arbeitgeber besonders praktisch“, sagt Tobias Launer mit einem Grinsen. „Dann spart sich unser Chef nämlich ein Hotelzimmer – durch und durch schwäbisch halt.“


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  • Simon Kirchgeßner
  • 12/19