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Leben retten per Joystick


Wenn ein Alarm kommt, ist die Flughafenfeuerwehr am STR auf die unterschiedlichsten Szenarien vorbereitet. Um für Ernstfälle fit zu sein, kommt seit Kurzem der Panther-Taktik-Simulator zum Einsatz.

Minute eins: Ein Rauschen ertönt aus der Funkanlage neben dem Fahrersitz, gefolgt von einer Männerstimme. „Crash Alarm: B737 und A320, Rollweg India, SL-Bahn“, so lauten die Hinweise am anderen Ende der Leitung. Was für Außenstehende nur nach willkürlich aneinandergereihten Worten klingt, ist für Christian Steckroth auf Anhieb verständlich. Seit 1998 arbeitet er bei der Stuttgarter Flughafenfeuerwehr, davon seit neun Jahren als Einsatzleiter. Im Bruchteil von Sekunden startet der 42-Jährige den Motor, dann Blaulicht und Sirene.

Minute zwei: Im Eiltempo geht es im Löschfahrzeug zum Einsatzort. Die Wetterbedingungen erschweren auf der Fahrt die Sicht. Dichter Nebel und starker Regen lassen die Unfallstelle erst knapp fünfzig Meter vor der Ankunft erscheinen. Feuerflammen und aufsteigender Rauch sind zu sehen ‒ allerdings nur auf Bildschirmen. „Solche und andere Szenarien lassen sich ja zum Glück kaum unter realistischen Bedingungen trainieren. Auch wenn derartige Flugzeugunglücke am STR noch nicht vorgekommen sind, die Feuerwehr muss auf alles vorbereitet sein“, sagt Steckroth. 

„Seit Kurzem üben wir an unserem neuen Taktik-Simulator!“

                                    

Sicherheit liegt in der Familie: Seit über zwanzig Jahren arbeitet Christian Steckroth bei der Flughafenfeuerwehr – wie bereits sein Vater vor ihm.
Löschen unter realen Bedingungen

Während der Uhrzeiger für Steckroth weitertickt, geht am STR der Flugbetrieb also wie gewohnt weiter. Das Szenario spielt sich in einem Wechsellader-Container in den Hallen der Feuerwache ab. Von außen wirkt der Abrollbehälter eher unscheinbar, das Innere hat es aber in sich: Der Simulator beinhaltet nicht nur das Original-Cockpit eines Flughafenlöschfahrzeugs mit sämtlichen Bedienelementen, sondern auch fünf Bildschirme als 180-Grad-Fensterscheiben, die realgetreue Übungen ermöglichen.

Minute drei: Christian Steckroth weiß genau, was im Notfall zu tun ist. Seine rechte Hand wechselt rasch von Lenkrad zu Joystick. Während er im Cockpit Knöpfe und Regler betätigt, fährt über ihm auf dem Monitor ein fiktiver Gelenkarm aus und spritzt Löschschaum. Geschafft! Das Feuer ist binnen kürzester Zeit besiegt. Auch in der Realität müsste es schnell gehen. In 180 Sekunden hat die Airport-Feuerwehr an jedem Punkt auf dem Vorfeld zur Stelle zu sein ‒ so lauten die Vorgaben für internationale Verkehrsflughäfen.

Grundausbildung durch E-Learning

„Beim Training werden die Ortskenntnisse vermittelt, damit wir möglichst schnell zur Einsatzstelle sputen können. Und natürlich lernen wir auch das Fahrzeug und dessen Bedienelemente besser kennen“, erklärt Christian Steckroth. Der Simulator reagiert genauso wie die vier neuen Originalfahrzeuge vom Hersteller Rosenbauer, die ab Juli am STR zum Einsatz kommen werden. Obwohl ein Großteil der Ausbildung ab jetzt vor dem Monitor stattfinden werde, ersetze das aber nicht die Übungsfahrten mit dem echten Wagen. „Ein Gefühl für die Geschwindigkeit und das Lenkverhalten bekommen wir nur im Flughafenlöschfahrzeug“, so der Feuerwehrmann. Die Übungen im Container entlasten neben dem Trainingsbudget auch die Umwelt, da kein Wasser, Schaum, Treibstoff oder Gas verwendet werden muss.

Unzählige Übungsszenarien

Während Steckroth bereits zum nächsten fiktiven Feuerwehreinsatz düst, wird die gesamte Übung von einem Kollegen in einem Kontrollraum gesteuert und überwacht. Der sogenannte Instruktor kann zwischen verschiedensten Szenarien – vom Triebwerksbrand bis hin zur Evakuierung der Passagiere – auswählen und sogar in das Übungsgeschehen eingreifen.

Nach jedem Training können die aufgenommenen Bildschirmaufnahmen noch einmal angeschaut und nachbesprochen werden, um Verbesserungsmöglichkeiten auszuloten. „Das ist besonders wichtig, um die Lernziele der Übungen nicht aus den Augen zu verlieren“, so Steckroth. Obwohl der Simulator einer Spielkonsole ähnelt, dürfe die Ernsthaftigkeit hinter den Einsätzen nicht verloren gehen. Denn außerhalb des Containers sind die Betroffenen keine Avatare: Auf dem Airport-Areal ist die Flughafenfeuerwehr täglich für die Sicherheit von rund 30.000 realen Passagieren und Besuchern sowie über 11.000 Mitarbeitern zuständig.


Safety und Security am Airport

  • Stories STR
  • Christine Dachs
  • 02/19