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„Der Traum vom Fliegen ist jetzt ein anderer“


Nachdem das Coronavirus lange unseren Alltag bestimmt hat, stehen die Zeichen inzwischen auf Hoffnung – auch beim Reisen. Wie der Flughafen Stuttgart bislang durch die Krise gekommen ist, und wie das „New Normal“ des Luftverkehrs aussehen wird, diskutieren Dr. Arina Freitag und Walter Schoefer im Geschäftsführungs-Interview.

Frau Freitag, wenn Sie Bilanz ziehen: Wo steht der Flughafen jetzt, über ein Jahr nach Ausbruch der Corona-Pandemie?

Dr. Arina Freitag: Die Auswirkungen dieser Krise haben uns wie die gesamte Branche schwer getroffen. Im Jahr 2020 sind bei uns rund 3,2 Millionen Reisende gestartet und gelandet – das ist ein Rückgang von circa 75 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Dieses Niveau entspricht in etwa dem von 1986. Zum Glück haben wir in der Vergangenheit sehr gut gewirtschaftet und hatten im Gegensatz zu manchen anderen Airports ein gewisses finanzielles Polster.

Der Flughafen Stuttgart hat sich unter dem Namen #STRong eine Sparkur verordnet. An welchen Stellschrauben haben Sie gedreht?

Schoefer: Wir haben uns alle Ausgabenpositionen angeschaut und vor allem bei großen Bauvorhaben, aber auch bei anderen Projekten den Rotstift angesetzt. Darüber hinaus hilft uns die Kurzarbeit enorm. Wir konnten durch sie im Vorjahr die Beschäftigung sichern und gleichzeitig Personalkosten in Höhe von einigen Millionen Euro einsparen. Dieses Instrument bleibt weiterhin sehr wichtig für uns.

Das akute Krisenmanagement rückt in den Hintergrund: Dr. Arina Freitag und Walter Schoefer nehmen die Chancen der Post-Covid-Zeit in den Blick.

Wie steht der STR denn aktuell finanziell da?

Freitag: Unser Geschäftsergebnis nach Steuern fällt mit −96,6 Millionen Euro deutlich negativ aus. In der Bilanz für 2019 hatten wir noch ein Plus von 50,2 Millionen stehen. Mit unserem strikten Sparprogramm konnten wir aber Kosten von etwa 73 Millionen Euro abfedern.

Schoefer: Wir können als Airport nicht so einfach schließen und somit Kosten sparen. Wir sind per Gesetz dazu verpflichtet, immer offen zu bleiben, denn wir haben eine Betriebspflicht.

Was verstehen Sie darunter?

Freitag: Das Bedürfnis nach Mobilität ist nach diesem massiven Verzicht bei vielen Menschen besonders hoch. Sie sehnen sich danach, Familie und Freunde zu sehen, in andere Kulturen einzutauchen oder auch mal wieder ein geschäftliches Gespräch ohne technische Störung zu führen. Wie schön, wenn wieder gereist werden kann! Allerdings wissen wir, dass der Traum vom Fliegen künftig nicht mehr um jeden Preis verwirklicht werden darf. Die ganze Luftfahrt-Branche trägt die große Verantwortung, Mobilität und Klimaschutz zusammen zu denken und zu realisieren.

Schoefer: Dafür gibt es keine schnelle Lösung wie etwa einen Impfstoff – aber wir müssen diesen Weg die kommenden Jahre konsequent verfolgen. Der Flughafen Stuttgart wird seinen Beitrag leisten und bis spätestens 2050 klimaneutral sein. Erreichen wollen wir das hauptsächlich aus eigener Kraft, nur ein geringer Restanteil der nicht vermeidbaren Emissionen soll über Klimaschutzzertifikate ausgeglichen werden. Im Koalitionsvertrag der neuen Landesregierung heißt es wörtlich: „Mit dem fairport-Konzept wollen wir den Manfred-Rommel-Flughafen Stuttgart zum ersten klimaneutralen Flughafen Deutschlands weiterentwickeln.“  Dafür müssen wir insbesondere unsere in die Jahre gekommenen Terminals energetisch optimieren.

Freitag: Wir kooperieren außerdem mit verschiedenen Forschungseinrichtungen und Firmen, um zukunftsfähige Technologien startklar zu machen. Mittelfristig könnte etwa synthetisches Kerosin die Emissionen von Flugreisen deutlich reduzieren, da beteiligen wir uns an einem Pilotprojekt des Landes (siehe auch Seite 14 und 15).

Ist Fliegen denn in Sachen Infektionsschutz unbedenklich?

Freitag: Wenn jemand absolut erfahren mit Sicherheitsthemen ist, dann ist das die Luftfahrtbranche. Airlines und Airports haben sich gründlich auf den Reise-Restart vorbereitet. Am Flughafen Stuttgart haben wir in den vergangenen Monaten viel in den Gesundheitsschutz und in Hygienemaßnahmen investiert, etwa Abstandsmarkierungen und Plexiglasscheiben installiert. Wir setzen zusätzliche Vorfeldbusse für unsere Fluggäste ein, medizinische Masken werden selbstverständlich überall getragen. Der TÜV Hessen hat unseren Airport deshalb mit dem Siegel „Geprüfter Infektionsschutz Covid-19“ ausgezeichnet.

Schoefer: Außerdem bieten wir unseren Reisenden und anderen Gästen mit zwei Testcentern eine unkomplizierte Möglichkeit, sich auf eine Erkrankung mit Covid-19 überprüfen zu lassen. Mit der EU-weiten Einführung des digitalen Immunitätsnachweises oder eines negativen Testergebnisses muss im Sommer wirklich niemand Angst vor einer Ansteckung im Flugzeug haben – wenn man die Schutzmaßnahmen wie Abstand und Maskenpflicht beachtet.

Geprüfte Sicherheit: Der TÜV Hessen hat den STR in Sachen Infektionsschutz ausgezeichnet.

  • Stories STR
  • Rebekka Knauß
  • 12/20