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Gemeinsames Ziel: Fliegen, aber klimaschonend


Viele Fachleute sind sich einig: Beim Transformationsprozess der Luftfahrt hin zu CO2-neutralem Fliegen werden Wasserstoffantriebe eine wichtige Rolle spielen. Das Stuttgarter Start-up H2FLY ist bei dieser Technologie führend und will gemeinsam mit dem Flugzeughersteller Deutsche Aircraft den weltweit ersten Vierzigsitzer mit Wasserstoff als Kerosinersatz in die Luft bringen.

Erprobtes Muster trifft neue Technologie

Als Prof. Dr. Ing. Josef Kallo und Martin Nüßeler die Absichtserklärung signieren, steht ihnen die Freude ins Gesicht geschrieben. Es ist zwar nur eine Unterschrift, doch diese verspricht, in die Geschichtsbücher einzugehen. „Unser Projekt ist weltweit das erste, das in der CS-25-Klasse demonstrieren wird, wie die Wasserstofftechnologie in der Luftfahrt möglich ist“, sagte Nüßeler, Technik-Chef des Flugzeugherstellers Deutsche Aircraft aus Oberpfaffenhofen bei München. Gemeinsam mit Kallo und dessen Start-up H2Fly will er die Zulassung für Brennstoffzellensysteme in der Großflugzeugklasse der EASA (CS-25) erreichen. Und das schon in vier Jahren.

Als Plattform dafür dient das bewährte Propellerflugzeug Dornier 328, für das die Deutsche Aircraft die Musterrechte besitzt. Das Stuttgarter Start-up H2FLY bringt die Technologie mit: einen reinen Wasserstoff-Brennstoffzellenantrieb. Dieser soll dafür sorgen, dass die Maschine fast geräuschlos, gänzlich ohne Kerosin und trotzdem aus eigener Kraft abheben kann. Dabei zahlt sich die lange Arbeit aus, die Kallo gemeinsam mit seinem Team, dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) und der Universität Ulm bereits in die Entwicklung gesteckt hat. Das Vorgängerprojekt, der Wasserstoff-Viersitzer Hy4, hob bereits 2016 an seinem Heimatflughafen in Stuttgart ab – eine Weltpremiere.

Erprobtes Flugzeugmuster: Die Dornier 328 ist seit vielen Jahren im Einsatz. In wenigen Jahren soll sie leise und klimafreundlich mit einem Wasserstoffantrieb abheben.
Destination STRzero

Der Flughafen Stuttgart fördert seit vielen Jahren die Entwicklung umweltfreundlicher und geräuscharmer Antriebe – das ist Teil der ehrgeizigen Klimastrategie STRzero. Wie der Landesflughafen den Transformationsprozess der Luftfahrtbranche außerdem unterstützt, steht unter stuttgart-airport.com/klimastrategie

„In den letzten zwölf Jahren haben wir die Wasserstoff-Brennstoffzellen-Technologie so weit gebracht, dass wir heute große Systeme mit 1,5 Megawatt bauen können, um ein Flugzeug mit vierzig Passagieren zu betreiben“, so Kallo. „Heute gelingt es uns bereits, circa 750 Kilometer weit zu fliegen, mit einer Geschwindigkeit von bis zu 600 Stundenkilometern“, so der H2FLY-Geschäftsführer weiter. „In unseren Tests haben wir außerdem gesehen, dass wir mit der gleichen Architektur und einer neuen Betankungseinheit größere Maschinen ausstatten können – mit bis zu vierzig Fluggästen und einer Reichweite von rund 2.500 Kilometern.“

Visionär und Macher: Seit vielen Jahren arbeitet Professor Josef Kallo unermüdlich an seinem Traum, klimafreundliches Fliegen möglich zu machen.
Großraum Stuttgart als Exzellenzzentrum

Ob Lissabon, Athen oder Stockholm – Europas Metropolen wären mit dieser Maschine leise und klimaschonend zu erreichen. Und das in gar nicht allzu ferner Zukunft. „Im Jahr 2025 haben wir die Chance, zum ersten Mal experimentell zu fliegen“, so Kallo. „2030/2032 wollen wir mit der entsprechenden Zertifizierung auch die ersten Fluggäste abheben lassen.“ Zum Vergleich: Der weltweit größte Flugzeughersteller Airbus plant erst im Jahr 2035, ein Wasserstoffflugzeug auf den Markt zu bringen.

Damit dieser ambitionierte Zeitplan gelingt, ist eine gute Zusammenarbeit enorm wichtig, da sind sich alle Beteiligten einig. Denn: „Die Realisierung eines Vierzigsitzers mit emissionsfreiem Antrieb ist keine einfache Aufgabe“, sagt Kallo. „Deswegen muss es uns in Zukunft auch gelingen, im Großraum Stuttgart unsere Kräfte zu bündeln und hierher zu konzentrieren, um die Kompetenz des emissionsfreien wasserstoffelektrischen Fliegens zu realisieren“, erklärt Kallo. „Das ist deswegen so wichtig, weil wir gemerkt haben, dass die Kommunikation bei der Entwicklung eine große Rolle spielt.“

Forschung auf dem Vorfeld: Am Stuttgart Airport arbeitet das Team um Prof. Dr. Ing. Josef Kallo am Antriebsstrang für emissionsarme Flugzeuge.
STR Vorreiter beim Thema Nachhaltigkeit

Die Flughafen Stuttgart GmbH will den Transformationsprozess der Luftfahrt zu klimaschonendem Fliegen weiterhin als Möglichmacherin unterstützen. Neben zahlreichen anderen Projekten auf dem Weg zum emissionsfreien Flughafen setzt sie sich für die Ansiedelung eines Exzellenz-Zentrums Wasserstoff am STR ein. „Wir als Flughafen sind auf diesem Weg als Enabler gefragt. Als fairport wollen wir beim Thema Nachhaltigkeit weiter Vorreiter sein“, so Walter Schoefer, Sprecher der Geschäftsführung. Mit der Unterschrift am STR sei der Grundstein dafür gelegt worden: „Diese Partnerschaft vereint Pioniergeist und wissenschaftliche Weltspitze mit einer Jahrhundert-Erfahrung im Flugzeugbau. Wir sind überzeugt, dass heute eine neue Ära für emissionsfreie Flüge anbricht.“

Emissionsfreies Fliegen - Start-up entwickelt klimaneutrales Flugzeug
Schon gewusst, …

dass der STR seine Emissionen um 42 Prozent reduziert hat?

Baden-Württembergs Regierung hat eine klare Perspektive formuliert – sie will den Stuttgart Airport zum ersten klimaneutralen Flughafen Deutschlands weiterentwickeln. Der STR hat es sich seinerseits mit Destination STRzero zum Ziel gesetzt, bis spätestens 2050 so weit zu sein. Daran arbeitet der Landesairport aber nicht erst seit heute: Bereits 42 Prozent der Emissionen seines Betriebs hat der Flughafen im Vergleich zu 1990 gesenkt – oder auch: 6.614 Tonnen CO2 pro Jahr eingespart.

Dafür hat die Betreibergesellschaft Flughafen Stuttgart GmbH an vielen Stellschrauben gedreht. Auf dem Vorfeld fahren seit 2012 elektrische Passagierbusse, Fluggasttreppen und Gepäckschlepper – insgesamt 104 Fahrzeuge zählt die Stromer-Abfertigungsflotte. Viele Millionen Euro hat der STR in den vergangenen Jahren außerdem in eine neue energiesparende LED-Runway-Befeuerung, Solaranlagen und den Zukauf von Ökostrom investiert. Noch schneller würde der STR sein Klimaziel erreichen, wenn er die fehlenden 58 Prozent bis zur Neutralität über Zertifikate kompensieren würde. Die Airport-Leitung hat sich aber für einen anderen Weg entschieden. „Wir wollen unsere Emissionen mittels technischer Lösungen auf ein Minimum reduzieren“, sagt Walter Schoefer, Sprecher der Geschäftsführung der Flughafen Stuttgart GmbH. „Erst wenn diese Möglichkeiten ausgeschöpft sind, kompensieren wir über Zertifikate aus Klimaschutzprojekten, die nach dem höchsten Standard bewertet sind.“

Auf dem Weg zum Solarflughafen: Im Vergleich zu heute will der Airport 2050 zehnmal so viel Strom aus Fotovoltaik erzeugen.

  • Stories STR
  • Simon Kirchgeßner
  • 09/21