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„Müssen in die Zukunft investieren“


Der erhoffte Aufschwung des Luftverkehrs ließ sich 2021 Zeit. Welche Folgen die Lockdowns im Frühjahr für die Branche hatten, und warum der STR trotzdem Tempo auf dem Weg zur Klimaneutralität machen will, diskutieren Dr. Arina Freitag und Walter Schoefer im Geschäftsführungs-Interview.

Frau Freitag, auch 2021 war das Reisen und Fliegen teilweise noch stark von der Corona-Pandemie beeinflusst. Wie geht es dem STR aktuell?

Dr. Arina Freitag: Wir hatten ursprünglich erwartet, dass der Luftverkehr schneller und stärker wieder anläuft. Die erneuten Lockdowns Anfang des Jahres haben diese Entwicklung vorerst gebremst. Erst über die Sommermonate hat sich das Verkehrsaufkommen langsam auf etwa fünfzig Prozent des Vorkrisenniveaus stabilisiert – der Nachholbedarf an Reisen ist groß, das merken wir deutlich. Insgesamt werden wir, ähnlich wie 2020, auf etwas mehr als drei Millionen Fluggäste kommen. Mitte der 1980er-Jahre hatten wir ein vergleichbares Niveau am STR. Die anderen europäischen Airports haben mit ähnlich drastischen Einbrüchen zu kämpfen.

Gibt es Vorhersagen, wann der internationale Flugverkehr wieder durchstartet?

Freitag: Prognosen sind weiterhin schwierig. Die Pandemie ist schließlich noch nicht ausgestanden. Das bekommen wir ja jetzt wieder sehr deutlich vor Augen geführt. Daher bleibt die Situation in der weltweiten Luftfahrt volatil. Nach Einschätzung von Fachleuten kann es noch mehrere Jahre dauern, bis die Flugpläne in Europa wieder ähnlich aussehen wie vor der Pandemie. Langfristig wird aber mit einer Erholung gerechnet: Die globale Vernetzung in der Wirtschaft ist langfristig nur teilweise digital ersetzbar. Darüber hinaus braucht eine internationale Gesellschaft wie in Baden-Württemberg einen leistungsfähigen und bedarfsgerechten Flughafen – dem ist auch zukünftig Rechnung zu tragen.

Zukunft im Blick: Das Geschäftsführungs-Duo Walter Schoefer und Dr. Arina Freitag richtet den Fokus auf die anstehenden Aufgaben.

Was bedeutet die Lage finanziell für den STR?

Freitag: Der Flughafen Stuttgart war bis zum Ausbruch von Corona einer der wirtschaftlich stärksten Flughäfen in Deutschland. 2019 erzielte die Flughafen Stuttgart GmbH mit 12,7 Mio. Passagieren einem Umsatz von 300,1 Mio. Euro und ein Ergebnis von 50,2 Mio. Euro. 2020 lag dieses bei minus 96,9 Mio. Euro. Auch für das laufende Jahr rechnen wir damit, erneut ein deutlich negatives Ergebnis ausweisen zu müssen. Dank unseres Sparprogramms und der Kurzarbeit haben wir unsere Ausgaben deutlich gesenkt. Die Liquidität des Landesairports ist weiterhin gesichert.

Schoefer: Die Krise ist noch nicht ausgestanden. Trotzdem müssen wir an die Zukunft denken und investieren. Die höchste Priorität bei uns und unseren Anteilseignern hat das Thema Klimaschutz. Wir wollen möglichst noch vor dem Jahr 2050 Klimaneutralität erreichen. Mit unserem fairport-Konzept sind wir schon seit vielen Jahren auf dem Weg zu STRzero und haben bereits einen konkreten Plan ausgearbeitet, wie wir weiter an Tempo gewinnen können.

Auf dem Weg zum Solarflughafen: Die eigene Stromproduktion ist ein wichtiger Faktor der Klimastrategie STRzero. Mit dieser will der Landesairport zeigen, dass es technisch machbar ist durch eigenes Handeln CO2-Emissionen fast vollständig zu vermeiden.

Ist Kompensation für Sie ein Thema?

Schoefer: Für uns am STR wird es technisch machbar sein, unsere CO2-Emissionen fast vollständig durch energieeffiziente Gebäude und Anlagen zu vermeiden oder zu reduzieren. Diesen Grundsatz verfolgen wir auch konsequent. Nur wo das nicht möglich ist, werden wir kompensieren – und zwar indem wir CO2, zum Beispiel durch Aufforstung, an anderer Stelle aus der Atmosphäre entziehen und dauerhaft binden.

An welchen großen Stellschrauben müssen Sie drehen, um Klimaneutralität zu erreichen?

Wir werden die Elektrifizierung unseres Fuhrparks und den Ausbau von Ladesäulen auf unserem Gelände weiter vorantreiben sowie neue Fotovoltaik-Anlagen zur Eigennutzung bauen. Um das Energiesystem effizient betreiben zu können, ist außerdem ein Smart Grid notwendig: ein intelligentes Stromnetz, das Energie-Erzeugung, -Speicherung und -Verbrauch kombiniert. Und zu guter Letzt sind die ehrgeizigen Klimaziele nicht zu schaffen, wenn wir unsere in die Jahre gekommenen Betriebsgebäude wie die Terminals nicht energetisch optimieren.

Frau Freitag, Sie werden die Weiterentwicklung des STR künftig nicht mehr als Geschäftsführerin, sondern als Fluggast beobachten. Was ist Ihre neue Aufgabe?

Freitag: Ich werde ab Januar bei dem niederländischen Netzbetreiber TenneT als Finanzchefin, kurz CFO, starten. Auf die neue Herausforderung freue ich mich, aber ich gehe auch mit einem weinenden Auge. Ich werde den STR und sein großartiges Team sicherlich vermissen und als Passagierin immer wissen, wie viel Arbeit hinter den Prozessen eines Airports steckt. Ich wünsche dem STR allzeit „Happy Landings“!

Endlich Urlaub: Am Landesflughafen war die Reise-Sehnsucht in den Sommerferien deutlich zu spüren. Viele Familien machten sich auf den Weg Richtung Sonne.

  • Stories STR
  • Rebekka Knauß
  • 12/21