Mit uns den fairport von morgen gestalten.
Jetzt bewerben!

Über neue Brücken darfst du gehen


Finger, Rüssel oder Gangway – sie haben viele Namen. Täglich docken die wuchtigen Teile mehrmals an Jets an und ermöglichen Passagieren den Weg vom Gate ins Flugzeug oder zurück. Kürzlich wurden vier der insgesamt acht Fluggastbrücken am STR durch neue ersetzt – eine zwanzig Tonnen schwere Aufgabe.

Oben, unten, rechts und links: „Super, alles funktioniert“, sagt Marcus Pascual, Mechatroniker bei der Flughafen Stuttgart GmbH (FSG). Er testet mit dem Joystick am Ende des Rüssels, ob die Bewegungen der nagelneuen Fluggastbrücken so geschmeidig laufen wie sie sollen. „Dahinter steckt viel Technik“, erklärt Pascual. „Die Brücke verlangsamt beispielsweise automatisch ihre Bewegung, sobald sie sich dem Flugzeug nähert – möglich machen dies Sensoren, ähnlich wie bei Einparkhilfen im Auto.“ Aber nicht nur für den sensiblen Kontakt mit den teuren Jets müssen die Finger gewappnet sein. „In der Luftfahrt gelten strenge Sicherheitsvorschriften: Damit sich Passagiere nicht aufs Vorfeld verirren, müssen zum Beispiel Einbruchmeldeanlagen integriert sein. Außerdem gibt es eine Art Fußbodenheizung, die dafür sorgt, dass nichts gefriert und rutschig wird, wenn draußen Minusgrade herrschen“, so Pascual. „Sonst könnten Passagiere ausrutschen.“

Rund 2,4 Millionen Euro haben die vier neuen Gangways gekostet. „Nach über 25 Jahren im Betrieb sind die Vorgängermodelle zu störanfällig geworden. Teilweise gab es keine Ersatzteile mehr. Außerdem haben sich die Sicherheitsstandards geändert“, sagt Mathias Schaffer, stellvertretender Werkstattleiter am STR. „Bei den neuen Brücken ist auch die Technik eine andere: Früher funktionierten sie teilweise noch hydraulisch, jetzt bewegen sich die Rüssel ausschließlich mit elektrischem Antrieb.“

In der Fahrerkabine testet Maschinentechniker Marcus Pascual die Funktion des neuen Rüssels.
Präzise Planung
Teamarbeit gefragt: Maschinentechniker Mathias Schaffer, Projektleiter Jürgen Keller, Richard Knödler, Betriebsleiter der Bodenverkehrsdienste, und Helmut Reusch, Betriebsmanagement Techniker, koordinierten die Abläufe bei der Installation der neuen Gangways.

Die Organisation für den Umbau startete bereits zwei Jahre zuvor. Das Projektteam besuchte andere Airports, schaute sich verschiedene Modelle an. „Die speziellen Anforderungen können nur wenige Anbieter liefern“, erklärt Jürgen Keller von der FSG. Der Ingenieur ist Projektleiter des Tausches. Der Flugbetrieb ging rund um die Montagearbeiten weiter.“ Weil im Winter weniger Starts und Landungen stattfinden, kam ohnehin nur die kalte Jahreszeit infrage. Für die Installation mussten extra zwei Schwerlastkräne anrücken. Wie riesige Raupen im Kokon sahen die Brücken aus, als sie verpackt angeliefert wurden. „Jetzt, da sie installiert sind, freue ich mich natürlich“, so Keller. „So etwas erlebt man auch nicht alle Tage.“

Für die Fluggäste ist der Unterschied zu den Vorgänger-Modellen deutlich spürbar. Der Innenraum ist sichtbar heller, LEDs beleuchten die weiße Innenwand. Außerdem kommt an der sogenannten Rotunde, der Biegung am Ende des Tunnels, mehr Tageslicht in den Gang, in dem Passagiere die letzten Minuten vor dem Einsteigen verbringen. „Nachdem alle Fluggastbrücken installiert sind, werden sie regelmäßig gewartet und täglich überprüft – damit auf dem Vorfeld alles läuft wie am Schnürchen“, sagt Helmut Reusch, Techniker im Betriebsmanagement.  

„Am meisten profitieren aber die Mitarbeiter, die sich um die Abfertigung kümmern“, ergänzt Richard Knödler, Betriebsleiter der Stuttgart Airport Ground Handling GmbH (SAG) am STR. „Die Bedienung ist einfacher, und egal, ob sie nach rechts, links, nach oben oder nach unten gefahren werden muss – das Andocken an die Maschine gelingt jetzt noch leichter als zuvor.“


  • Stories STR
  • Simon Kirchgeßner
  • 02/19