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Comeback des Reisens


Die Sehnsucht nach Urlaub ist groß, und bei den Zielen und Zeiträumen sind 2022 die Klassiker besonders beliebt. Davon jedenfalls gehen die Expertinnen und Experten von Airlines, Reiseveranstaltern und aus der Tourismusforschung aus, die der Flugblatt-Redaktion zu Jahresbeginn ihre Trendprognose verraten haben.

„Das Urlaubsreise-Lust-Barometer ist auf einem Höchststand“, sagt Prof. Dr. Martin Lohmann, wissenschaftlicher Leiter und Geschäftsführer des Kieler Instituts New Insights for Tourism (NIT). Gemeinsam mit seinem Team erarbeitet er jährlich eine bundesweite Reiseanalyse. Dafür hat er Ende 2021 mehr als 11.000 Menschen aus ganz Deutschland befragt. Sein Fazit: Wer Geld und Zeit habe sowie Lust auf Urlaub verspüre, trete diesen sehr wahrscheinlich auch an. „Ende 2021 standen bei knapp fünfzig Prozent der Befragten die Ampeln bei allen drei Kriterien auf grün“, so Lohmann. „So groß war der Anteil in den vergangenen zwölf Jahren nie.“

Jörne Küffner, Stationsleiterin der Eurowings in Stuttgart, beobachtet für ihre Airline eine ähnliche Tendenz: „Wir rechnen mit starken Nachholeffekten für die gesamte Saison. Viele halten sich im Moment bei kurzfristigen Planungen für die nächsten Wochen etwas zurück. Gleichzeitig sehen wir aber, dass die Reiselust der Menschen ungebrochen ist – die Buchungen werden wieder langfristiger.“

Auch die Daten von schauinsland-reisen-Touristikchef Andreas Rüttgers bestätigen diesen Trend: „Die Nachfrage ist seit Jahresbeginn exorbitant gestiegen, die Buchungsbereitschaft hat sich im Vergleich zum Jahresende 2021 verdreifacht.“

Basis: Befragung von rund 11.000 Personen in Deutschland ab 14 Jahren zu ihrer Urlaubsplanung ab einer Dauer von fünf Tagen. Quelle: Urlaubstrends, CMT 2022, Prof. Dr. Martin Lohmann.
Gönnen statt Geizen – Inflation bremst nicht

Die aktuell abnehmende Kaufkraft vieler Deutscher werde Airlines und Touristikunternehmen bei den erhofften Nachholeffekten wohl nicht in die Quere kommen, meint Prof. Dr. Lohmann. „Während der Pandemie haben die Menschen deutlich weniger ausgegeben als eigentlich geplant war, nicht nur für Urlaubsreisen“, so der Tourismusforscher. „Auch andere Freizeitausgaben fielen weg – man konnte nicht in die Oper oder in ein Restaurant gehen, und auch Festivalbesuche blieben aus. Dieses Geld ist noch da. Viele werden es nun mit Wonne für Ferien ausgeben, auch wenn diese ein bisschen teurer werden.“ Die Erklärung dafür hat Lohmann ebenfalls parat: „Reisen ist den Menschen wichtig, es macht Spaß und ist bei den Konsumprioritäten ganz hoch angesiedelt – die Volkswirte nennen es deshalb ein superiores Gut.“

Ein Blick auf die Buchungsdaten bei TUI fly Deutschland bestätigt diese Einschätzung. „Im Sommer 2022 greifen die Urlauber zu höherwertigen Reisen. Die schönsten Strände und Hotels werden zuerst gebucht – Suiten und Poolzimmer stehen ganz oben auf der Liste“, sagt Aage Dünhaupt, Leiter der Unternehmenskommunikation der TUI Deutschland. „Die Menschen sind bereit, bis zu einem Viertel mehr für ihre Reise auszugeben. Wir sind daher sehr zuversichtlich, dass wir in dieser Sommersaison wieder an das Niveau von 2019 anknüpfen können.“

Mittelmeerziele besonders beliebt

„Insgesamt werden wieder das östliche und westliche Mittelmeer die Urlaubsfavoriten sein – und damit auch der Fokus der TUI-fly-Flotte ab Stuttgart. Wichtige Ziele wie die Kanaren, Balearen, Griechenland und die Türkei zeigen aktuell die höchsten Vorausbuchungen“, so Dünhaupt.

So sieht es auch Ralph Schiller, Geschäftsführer der FTI Group: „Die Balearen mit Mallorca und die Türkei sind 2022 ab Stuttgart wieder sehr gefragt. Außerdem feiert Ägypten das Tutanchamun-Jahr. Wir bieten dazu spezielle Themenreisen an, aber auch losgelöst davon liegt das Land im Trend, vor allem mit Hurghada als Tor zum Roten Meer.“
 

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Ferien im Fokus

Ein Blick in den Buchungskalender von schauinsland-reisen verrät, dass sich bei den Zeiträumen ebenfalls klare Trends abzeichnen. „Bei Familien sind die Monate Juli, August und Oktober besonders gefragt. Paare und Singles buchen bevorzugt im Juni und September“, sagt Touristikchef Rüttgers. „Die Schulferienzeiten sind natürlich am beliebtesten“, ergänzt Ralph Schiller von der FTI Group. Deshalb empfiehlt er, bereits frühzeitig zu buchen. „Aktuell entscheiden sich die Reisenden noch eher kurzfristig, mit einem Vorlauf von wenigen Wochen. Wer jedoch die komplette Auswahl haben möchte, sollte sich besser frühzeitig seine Wunschdaten sichern“, so der Geschäftsführer des Reisekonzerns.

Ähnlich sieht es auch Aage Dünhaupt von TUI fly: „Wer jetzt seinen Sommerurlaub zu Frühbucherpreisen und mit Flextarif bucht, ist vollkommen abgesichert und geht kein Risiko ein, vielleicht nicht mehr seine gewünschte Unterkunft und seinen Lieblingsstrand zu bekommen.“

Bei Eurowings sieht man sich für die beliebten Ferienzeiträume gewappnet. „Bei uns stehen in den Osterferien fünfzig und im Sommer sogar mehr als siebzig Ziele im Flugplan“, sagt Küffner.

Erhöhter Informationsbedarf aufgrund der Pandemie
„Personen, die verzichten, sind zum großen Teil diejenigen, die eh nicht verreist wären, aber einen anderen Grund dafür genannt hätten“, sagt Martin Lohmann. Quelle: Urlaubstrends, CMT 2022, Prof. Dr. Martin Lohmann.

Trotz der vielen positiven Tendenzen gibt Reiseforscher Lohmann zu bedenken, dass Corona weiter eine wichtige Rolle spielt. Deshalb hat sein Team bei der Befragung ermittelt, wie die Menschen damit umgehen. Das Ergebnis: Fast die Hälfte aller Teilnehmenden gab an, dass sie sich aufgrund der Corona-Pandemie besonders über die Lage und Regeln am Reiseziel informieren wird.

Das hat man auch bei Veranstaltern und Airlines erkannt und entsprechend reagiert. Jörne Küffner verweist auf die Online-Reiseberatung: „Auf unserer Homepage gibt es tagesaktuell alle Informationen zur Einreise, beispielsweise, ob oder welcher Test im jeweiligen Land erforderlich ist. Außerdem gewährt Eurowings seinen Passagieren viel Flexibilität: Flüge können bis vierzig Minuten vor Abflug ohne Extragebühr beliebig oft umgebucht sowie kostenlos auf ein anderes Ziel innerhalb Europas geändert werden.“

Für Touristikunternehmen sieht Lohmann darin in den nächsten zwei Jahren den Balance-Akt, der gelingen muss: einerseits den Corona-Maßnahmen gerecht zu werden, dabei andererseits aber auch den Urlaubsspaß zu garantieren. Diese Effekte würden aber mittelfristig wieder verschwinden. Auf Sicht von zwei bis drei Jahren zeichne sich eine ähnliche Nachfragestruktur ab wie Ende des vorigen Jahrzehnts. Und auch, wenn die Lust laut Lohmanns Barometer noch nie so groß war wie 2022 – die Werte aus den Jahren 2019, 2018 und 2017 liegen dicht dahinter.


  • Travel STR
  • Simon Kirchgeßner
  • 08/21