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Bis zum nächsten Flug: Die Nachtaktiven


Ob für Ambulanzflüge, die Sicherheit zu später Stunde oder mögliche Notfälle: Fluglotsen, Airport Security und Flughafenfeuerwehr sind am STR auch nachts im Dienst. Sie haben viel zu erzählen. Wie gut die Sicht aus dem Tower ist, in welchem Fall nur 180 Sekunden Zeit bleiben - und welches Fußballturnier im Terminal gestoppt werden musste.

Wenn der letzte Fluggast die Maschine aus Lanzarote verlassen hat, begibt sich der STR gegen 23:30 Uhr in den Nachtmodus.

Sonntagabend, 23:19 Uhr: Die Boeing 737-800 mit der Kennung D-ATUN ist in Stuttgart gelandet. Die TUIfly-Maschine aus Lanzarote setzt sechs Minuten früher als geplant auf der Landebahn auf. Es ist der letzte Passagierflug, der heute am STR ankommt. Also nichts mehr los am Landesairport, bis es am nächsten Tag mit den ersten Starts um Punkt 6 Uhr weitergeht? Mitnichten. Am Airport arbeiten einige Menschen, wenn andere schlafen. Damit Briefe pünktlich ankommen, Reisende am nächsten Tag rechtzeitig in ihre Ferien starten können oder gar Leben gerettet werden.


Aus dem Tower: Jede Bewegung im Blick

Trotz der Nachtflugbeschränkung am STR ist der Tower rund um die Uhr besetzt. Mindestens eine Person ist zu später Stunde im Dienst, um den sicheren Betrieb am STR zu ermöglichen. Aber wozu Betrieb des Towers, wenn doch gar keine Passagiermaschinen fliegen? „Auch nachts haben wir eine ganze Menge zu tun“, erzählt Sven Schotte, Lotse am Tower der Deutschen Flugsicherung (DFS) in Stuttgart. Das beginnt bereits kurz nach Mitternacht mit den zwei regelmäßigen Nachtluftpost-Flügen von Stuttgart nach Hannover und Berlin. Die Luftpost, die den umgekehrten Weg gen Süden antritt, landet um kurz nach 1 Uhr und um 1:30 Uhr am Landesairport. Hinzu kommen regelmäßige Einsatzflüge der Hubschrauberstaffel der Landespolizei, die ebenfalls am STR starten. Bei den Rettungshubschraubern ist der Tower eingebunden, und auch Ambulanzflüge brauchen zuweilen die Freigabe der DFS. Bei den sogenannten Medicals kann es etwa darum gehen, ein Spenderorgan schnell von A nach B zu transportieren, um ein Menschenleben zu retten. Außerdem steht der STR rund um die Uhr jedem Flugzeug mit einem Notfall als Ausweichflughafen zur Verfügung.

Aus dem Tower, der sich außerhalb des Flughafengeländes befindet, überblickt Lotse Sven Schotte das gesamte Vorfeld.
Schon gewusst?
  • Es gibt im Tower verschiedene Lotsenpositionen. Bevor ein Flugzeug starten kann, muss sich der Pilot oder die Pilotin eine Freigabe für die geplante Flugstrecke, die Abflugroute sowie die Erlaubnis zum Anlassen der Turbinen beim Delivery-Lotsenden einholen.
  • Die Rollfreigabe erteilt der Rolllotsende (Ground). Dieser überwacht in Absprache mit dem Tower den gesamten Bodenverkehr am STR und übergibt das Flugzeug vor der Startbahn an den Tower-Lotsenden. Landende Flugzeuge führt er zur richtigen Parkposition.
  • Der Tower-Lotsende erteilt den Flugzeugen die Start- und Landefreigaben und ist zuständig für die Start- und Landebahn.
  • Nachts werden die verschiedenen Positionen von einer Lotsin oder einem Lotsen abgedeckt. Das ist aufgrund des geringeren Verkehrsaufkommens möglich. Ab 5:30 Uhr sind dann alle drei Positionen wieder besetzt.
Nächtlicher Betrieb auf den Rollwegen
Die SunExpress-Maschine ist eine der letzten, die um 22:30 Uhr planmäßig vom STR in die türkische Stadt Izmir abhebt.

Auch wer auf einem Rollweg des Vorfelds unterwegs ist, muss die Lotsen-Crew im Tower um eine Genehmigung bitten. Eigentlich den Flugzeugen vorbehalten, fahren hier nachts beispielsweise Handwerkerinnen und Handwerker, die etwa defekte Leuchten austauschen oder Tiefbauarbeiten verrichten. Auch Gärtnerinnen und Gärtner sind manchmal dort unterwegs, um die Grünflächen nahe der Runway pflegen. Einige Male im Jahr wird zudem der Gummiabrieb der Flugzeugreifen auf der Start- und Landebahn entfernt. Ab und an üben auch die Flughafenmitarbeitenden, die für das Schneeräumen zuständig sind, spätabends den Einsatz auf dem Vorfeld. „Grundsätzlich gilt: Der Tower muss von jeder Bewegung auf dem Vorfeld wissen“, sagt Schotte. Nur dann kann er die Sicherheit gewährleisten. 

Übrigens: Dadurch, dass der Tower am Flughafen Stuttgart außerhalb des Geländes liegt, haben die Fluglotsinnen und -lotsen nicht nur die perfekte Sicht auf das Vorfeld und die Runway am Airport. Auch die benachbarten Felder sind gut einsehbar. Die eigentlich sichtgeschützten Ackerflächen werden in Sommernächten von Verliebten genutzt oder, um sich beim Spaziergang zu erleichtern. „Oft vergessen die Leute, dass wir von oben eine gute Rundumsicht haben“, lacht Schotte.


Im Dienst der Sicherheit: die Flughafenwache

Direkt neben dem Terminal 1 am STR ist in einem unscheinbaren Gebäude ein wichtiges Team beheimatet, das 24 Stunden, 7 Tage die Woche am Airport für die Sicherheit sorgt: die Flughafenwache. Die 38 Mitarbeitende starke Gruppe von Bernd Wiegratz und seinem Stellvertreter Peter Schleicher arbeitet im Drei-Schicht-Betrieb. Sie ist zuständig für die Sicherheit auf der Landseite, also dem Bereich, der sich vor den Kontrollstellen befindet. So kümmern sich die Frauen und Männer nachts um die Sicherheit im Terminal, wenn die Kolleginnen und Kollegen der Terminal Supervision nicht mehr da sind. Dabei treffen sie nicht immer nur auf angenehme Zeitgenossen und tragen zum Schutz Sicherheitswesten. Aber auch Lustiges erlebt man nachts im Terminal, erzählt Thomas Gallai: „Letztens hatten wir nachts eine Gruppe Mallorca-Reisender, die im menschenleeren Terminal ein Fußballturnier veranstaltet haben. Bei allem Verständnis mussten wir das natürlich unterbinden“, lacht der Sicherheitsbeauftragte.

Zu den weiteren Aufgaben gehören auch Kontrollgänge durch das Stuttgart Airport Bus Terminal (SAB), das zahlreiche Fernbusse anfahren, oder in den Parkhäusern am Airport. Zentral ist zudem die aufmerksame Bewachung der Zäune und der Land-Luft-Grenzen rund um das Flughafengelände. Außerdem besetzt die Flughafenwache die Kontrollstellen für Beschäftigte und Waren wie zum Beispiel Getränke für die Bars im Sicherheitsbereich.

Im direkten Kontakt mit den Fluggästen beobachtet Schleicher ein verändertes Verhalten. Diese würden oft schnell aggressiv. Daher sind alle der Teammitglieder in Deeskalationstechniken ausgebildet. Zudem haben die Mitarbeitenden alle die Qualifikation als Luftsicherheitskontrollkraft nach § 8 Luftsicherheitsgesetz und eine Sachkundeprüfung nach § 34a der Gewerbeordnung absolviert. Mit der Prüfung gibt der Gesetzgeber Richtlinien für die Arbeit im Sicherheitsgewerbe vor.

Ein praktischer Service am STR, um den sich das Team kümmert, sind die Schließfächer. Direkt hinter der Wache können Reisende zum Beispiel Übergepäck gegen eine Gebühr sicher deponieren und es nach der Rückkehr aus dem Urlaub wieder abholen. Für diejenigen, die am Flughafen etwas vergessen haben, ist das Fundbüro der Wache die richtige Anlaufstelle.

Peter Schleicher und das Team der Flughafenwache sorgen rund um die Uhr für die Sicherheit am Airport.
Service: Vorabend-Check-in

Beim Vorabend-Check-in können Reisende am Abend vor dem Abflug ihr Gepäck aufgeben. Außerdem bekommt man dann bereits die Sitzplatzreservierung sowie die Bordkarte. Das spart am Abflugtag Zeit.

Ob eine Fluggesellschaft den Vorabend-Service am Stuttgarter Flughafen anbietet, erfahren Reisende in der Übersicht unter diesem Link. Zu möglichen Gebühren informiert die Airline direkt.


Auch nachts hellwach: die Flughafenfeuerwehr
Über die Stange rutscht die Feuerwehr innerhalb von Sekunden aus dem oberen Stockwerk der Wache zu ihren Einsatzfahrzeugen.

„Kein Flughafen der Welt darf ohne Feuerwehr betrieben werden“, erklärt Andreas Rudlof, Leiter der Flughafenfeuerwehr und des Rettungsdienstes. Und da der STR ein internationaler Verkehrsflughafen ist, steht die Feuerwehr hier rund um die Uhr – also auch nachts – für eventuelle Notfälle im Luftverkehr bereit. Deshalb sind jeden Tag mindestens 19 Feuerwehrangehörige im 24-Stunden-Dienst für den Ernstfall vor Ort. Bei der Vorbereitung auf diesen muss jeder Handgriff sitzen. Die Fahrzeuge werden ständig gewartet und können sofort ihre Höchstleistung entwickeln. Das ist auch nötig, denn die Brandschützer müssen in maximal drei Minuten am Schadensort sein. Jedes Jahr ist die Feuerwehr am Landesairport etwa 3.900-mal im Einsatz.

Die Mitarbeitenden der Integrierten Leitstelle (ILS) Flughafen sind – genauso wie die Flughafenfeuerwehr – rund um die Uhr im Dienst, um eingehende Notrufe, Alarmmeldungen, Störungen und Zwischenfälle im Sicherheitsbereich entgegenzunehmen und die notwendigen Alarme auszulösen. Dabei haben die Kameradinnen und Kameraden zahlreiche Sicherheits-, Alarmierungs- und Überwachungssysteme – von der Brandmeldeanlage, Einbruchmeldeanlage bis hin zu Überwachungskameras auf dem gesamten Areal – konzentriert im Blick, um in der Not sofort reagieren zu können.

Während der 24-Stunden-Schicht können sich die Feuerwehrangehörigen ab 22 Uhr hinlegen, um sich auszuruhen. Die nötige Grundanspannung, um bei einem Alarm, der jederzeit kommen kann, sofort bereit zu sein, ist aber essenziell. Um sofort vom Ruhemodus in die Abläufe zu wechseln, braucht es einen wachen Verstand und schnelle Reaktionsfähigkeit.

In der Nacht sind es häufig Rettungsdienst-Einsätze, die die Feuerwehr auf Trab halten Aber auch Verkehrsunfälle, Alarme über die Brandmeldeanlage oder im Aufzug stecken gebliebene Menschen, stehen auf der Agenda. „Irgendwie ist immer Action“, sagt Rudlof.

Eine Besonderheit sind die Medical Flights (Medicals), Rettungsflüge oder Organtransporte auch für die Feuerwehr. Mit diesen Flügen werden Personen, die im Ausland einen Unfall hatten, mit einem Flugzeug wieder nach Hause transportiert. Bei Organtransporten werden entweder Spenderorgane zu den Empfängern transportiert oder Transplantationsteams eingeflogen. Diese besonderen Aufträge werden ebenfalls vom Rettungsdienstpersonal der Flughafenfeuerwehr Stuttgart betreut.


Die TUI-Boeing D-ATUN konnte sich über Nacht auf dem Stuttgarter Vorfeld ausruhen, wurde gereinigt und betankt. Der nächste Flug geht um 6 Uhr in die andalusische Stadt Jerez.  Währenddessen haben Flughafenwache, Feuerwehr und Fluglotsen die Stellung gehalten und die Sicherheit in den Nachtstunden am Airport garantiert, nächtliche Landungen ermöglicht und vielleicht sogar ein Menschenleben gerettet.

Diese Sonnenaufgangs-Stimmung erlebt, wer morgens um 6 Uhr morgens auf dem Vorfeld unterwegs ist.
  • Stories STR
  • Kai Leitenberger
  • 09/23