Plopp! Wenn‘s etwas zu zelebrieren gibt, wird meist Schaumwein kredenzt. Oft stoßen Feiernde mit Kessler-Sekt an, wie beispielsweise bei der Atlantiküberquerung des historischen Luftschiffs L.Z. Graf Zeppelin.
„Alle unsere Jahrgangssekte reifen im Gewölbekeller in der Originalflasche und werden von Hand gerüttelt“, sagt Christopher Baur, Geschäftsführer von Kessler. Rütteln – so heißt das tägliche Drehen und Neigen der Flaschen nach dem bis zu fünf Jahre langen Herstellungsprozess. Dadurch sammelt sich Hefe am Hals und kann bei der „Remuage“ im Anschluss entfernt werden. „Neben unseren Jahrgangs-Sekten werden auch die Flaggschiffe – Kessler Hochgewächs, seine Rosé-Variante und Kessler Jägergrün streng nach der traditionellen Methode erzeugt", sagt Baur. „Genauso wie es Gründer Georg Christian von Kessler vor knapp 190 Jahren machte.“
Damals leistete der gebürtige Heilbronner Pionierarbeit: Seine Kellerei war die erste Deutschlands. Sein Wissen über die Schaumweinproduktion hatte er in der Champagne in Frankreich erlangt. Zurück zu Hause entwickelte er gemeinsam mit Geschäftspartner Carl Weiss-Chenaux die Produkte ständig weiter und erhielt dafür 1867 einen Preis, der für Aufsehen sorgte: Bei der Weltausstellung in Frankreich, dem Heimatland des Schaumweins, wurde dem deutschen Tropfen die Silbermedaille verliehen.
Rund eine Million Flaschen verkauft der Mittelständler heute pro Jahr. Im Speyrer Pfleghof, einem der ältesten Gebäude im Zentrum Esslingens, ist der Unternehmenssitz beheimatet. Bereits 1832 erwarb Kessler dort die ersten Keller. Seitdem ist der Standort im mittelalterlichen Stadtkern Dreh- und Angelpunkt von Kessler. Aber nicht nur die rund dreißig Mitarbeiter gehen täglich ein und aus, circa 20.000 Interessierte erkunden die schmucke Zentrale bei Führungen pro Jahr – darunter waren schon viele bekannte Persönlichkeiten wie Romy Schneider, Erol Flynn und Konrad Adenauer. Der ehemalige Bundeskanzler sorgte 1956 nach einer Sektprobe in Esslingen dafür, dass Staatschefs aus aller Welt in den Genuss der Marke Hochgewächs kamen. Der ausgewiesene Weinkenner machte Kessler zum Kanzler-Sekt. Fortan wurde Staatsgästen wie John F. Kennedy, Queen Elisabeth II. und Charles De Gaulle das schwäbische Hochgewächs kredenzt.
"Mit der Luftfahrt sind wir schon aus historischen Gründen sehr verbunden; den Airport in der Nähe zu haben, ist außerdem für Termine im In- und Ausland unverzichtbar."
Einen adeligen Fan hatte Kessler schon wesentlich früher: Graf Ferdinand von Zeppelin. Er sorgte unter anderem dafür, dass die Esslinger Marke auch in der Luftfahrtgeschichte ihren festen Platz hat. 1929 wurde auf der historischen Weltfahrt des Luftschiffs L.Z. Graf Zeppelin nach der Atlantiküberquerung mit Kessler-Hochgewächs angestoßen: „500 Meter über dem Stillen Ozean im Angesicht der Amerikanischen Küste“ – verrät die Inschrift der historischen Flasche – gönnten sich die Luftfahrtpioniere zur Feier des erfolgreichen Fluges ein Gläschen des Esslinger Tropfens.
„Die Werte, die Kessler zu der großen deutschen Marke gemacht haben, verknüpfen wir heute mit modernen Unternehmensprinzipien“, sagt Geschäftsführer Baur, der seit 2005 an der Spitze der Firma steht. Das neugestaltete Kessler Karree 18 steht exemplarisch für den Umbruch nach dem Führungswechsel. In Zukunft soll auch der Export wieder forciert werden. „Da ist es natürlich gut, dass wir nur 17 Kilometer vom Flughafen entfernt unseren Sitz haben“, so Baur.
…, dass es einen Champagnerparagrafen gibt? Bis nach dem Ersten Weltkrieg hieß der Esslinger Schaumwein nicht Sekt, sondern Champagner. Seit dem Versailler Vertrag dürfen allerdings nur Erzeugnisse diesen Namen tragen, die in der französischen Region Champagne produziert wurden. Seitdem heißt Schaumwein in Deutschland Sekt.
1826 Georg Christian von Kessler gründet eine Sektkellerei.
1867 Sekt wird mit Silbermedaille bei Weltausstellung prämiert.
1929 Luftfahrtpioniere stoßen im Zeppelin mit Kessler-Sekt an.
1956 Besuch von Konrad Adenauer.
2001 Erste öffentliche Führung im Kessler-Haus.
2005 Privater Gesellschafterkreis übernimmt das Familienunternehmen.