Der STR verbindet Menschen, Baden-Württemberg und die Welt. Und das seit 100 Jahren. Die Rolle des Airports für interkulturellen Austausch, wirtschaftliche und politische Zusammenarbeit über Ländergrenzen hinweg und die Anbindung an Familie und Freunde ist essenziell. Doch was heißt es, einen Flughafen über 100 Jahre erfolgreich zu betreiben? Flugblatt wirft einen Blick auf Meilensteine der Vergangenheit und zeigt, wie die Weichen für die Zukunft gestellt sind.
Airports wie der STR sind besondere Orte. Hier wird der Traum vom Fliegen, der die Menschheit seit Jahrhunderten begleitet, jeden Tag auf’s Neue Wirklichkeit. Von den ersten Starts auf dem Cannstatter Wasen über den Betrieb auf dem Böblinger Flugfeld ab 1924 bis hin zum internationalen Verkehrsflughafen auf den Fildern: Das Fernweh und die Reiselust der Passagiere änderten sich nie, Flugzeuge, Abfertigung und Terminals hingegen gingen mit der Zeit. So wurde beispielsweise die alte Abflugtafel mit klackernden, physischen Buchstaben durch einen digitalen Bildschirm ersetzt.
Mehr als 19 Millionen Menschen leben heute im Einzugsgebiet des Landesairports. In einer der führenden Wirtschaftsräume Europas sorgt der Flughafen Stuttgart für Konnektivität – mit Direktverbindungen zu wichtigen europäischen Drehkreuzen sowie vielen weiteren Destinationen. Nach dem Rekord mit 12,7 Millionen Reisenden im Jahr 2019 ließ die Corona-Pandemie die Passagierzahlen weltweit einbrechen. Für das Jubiläumsjahr 2024 rechnet der STR wieder mit 9,4 Millionen Fluggästen. Zum ersten Mal wird der baden-württembergische Landesairport 1968 zum Millionär – gemessen an seiner jährlichen Passagierzahl. Im selben Jahr wird außerdem das Vorfeld auf insgesamt 161.000 Quadratmeter erweitert, und am Standort sitzen 72 Unternehmen. Ein Meilenstein in der Entwicklung des Landesflughafens ist auch das Jahr 1986: Die US-amerikanische Fluggesellschaft Delta Air Lines startet seitdem regelmäßig nach Atlanta, mit einer Lockheed L-1011 TriStar. Noch immer gibt es diese Direktverbindung, inzwischen mit einer Boeing 767.
Doch nicht nur über den Luftweg ist der STR gut angebunden: Der Airport wird Jahr für Jahr immer mehr zu einer echten Verkehrsdrehscheibe. Seit 1993 gibt es die S-Bahn-Haltestelle direkt unter den Terminals. Etwa 29 % der Reisenden nutzen bereits den ÖPNV, um an den Flughafen zu kommen. Durch den neuen Fernbahnhof soll diese Zahl perspektivisch weiter auf 45 % ansteigen. Mit den S-Bahn-Linien S2 und S3 sowie seit 2021 mit der Stadtbahnlinie U6 beträgt die Fahrtzeit vom Hauptbahnhof aus nur etwa 30 Minuten. Je nach Tageszeit gibt es bis zu sechs Verbindungen in der Stunde. Noch komfortabler wird es nach der Fertigstellung des Flughafenbahnhofs und des Gleisanschlusses an die Neubaustrecke Stuttgart–Ulm. Seit 1996 ist die auf 3.345 Meter verlängerte Start- und Landebahn in Betrieb. Im Vergleich zu den Vorjahren können seit diesem Zeitpunkt größere und schwerere Maschinen am STR ankommen und abheben. Außerdem hat das Instrumentenlandesystem, abgekürzt ILS, seitdem die Kategorie CAT III. Das bedeutet, dass Flugzeuge auch bei sehr schlechter Sicht landen können.
Über all die Jahre haben der Airport und seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter viel gesehen und so einige Meilensteine erlebt. Sei es Sterneküche im Terminal, große bauliche Veränderungen, die Aufnahme von neuen Verbindungen in alle Welt oder die Stippvisite von Stars wie der Concorde oder dem Airbus A380. Manche sind sogar am Airport aufgewachsen. So wie Alexander Bauer: Er ist mit seinen Eltern im Babyalter in eine Dienstwohnung direkt am Flughafen eingezogen. Das war 1966. Die Wohnung lag etwa auf der Höhe des Bürogebäudes SkyPort, in dem heute die Flughafengesellschaft (FSG) sitzt. „Mein Vater, meine Schwester und auch nahe Verwandte arbeiteten schon bei der FSG. Mein Vater war zunächst als Einwinker tätig, bevor er als Gruppenmeister und später in der Vorfeld- und Buseinsatzleitung des damaligen Bodenverkehrsdienstes (BVD) bis zur Rente arbeitete“, erzählt Bauer. „Ich habe also Jet-A1-Kerosin in meinen Adern!“ Seit 1984 arbeitet Bauer selbst am Landesflughafen: Seine Ausbildung zum Fernmeldeelektroniker absolvierte er am STR. „Heute betreue ich gemeinsam mit meinen Kollegen die Sicherheitstechnik. Schwerpunktmäßig bin ich für die Beschallungssysteme zuständig“, sagt Bauer. Für ihn ist der „Flughafenspirit einzigartig und ich hoffe, das bleibt noch lange so.“
Einer, dem es ähnlich geht, ist Ioannis Tsolakidis. Er ist Gruppenmeister bei der Abfertigung, also dem Be- und Entladen mit Gepäck und Fracht sowie dem Boarden der Fluggäste. Er arbeitet schon seit 28 Jahren am STR – und liebt seinen Arbeitsplatz wie am ersten Tag. „Wenn die Sonne morgens aufgeht, die Farben am Himmel: Das ist das Schönste am Job hier“, erzählt er begeistert. Und gemeinsam mit seinen Kolleginnen und Kollegen trägt er mit seiner Arbeit entscheidend zur enormen Leistungsfähigkeit des STR bei. „Die Flieger, für die ich verantwortlich bin, gehen zu 90 Prozent zehn Minuten früher raus als geplant“, lacht er. Aber wieder im Ernst: „Wir tun unser Bestes, um Verspätungen zu vermeiden. Ich schaue immer, wo wir etwas Zeit sparen können, zum Beispiel, indem wir die hintere Treppe schon vom Flugzeug wegfahren, wenn darüber niemand mehr einsteigen muss“, erklärt er.
Auch sein Kollege Adam Schwager ist bereits fast ein Drittel des STR-Jahrhunderts mit dabei. Er arbeitet seit 1996 am Landesairport, aktuell als Schichtmeister in der Einsatzleitung Gepäck. Das Team dort überwacht den gesamten Prozess der Verladung. Das fängt bei der Mitarbeitenden-Planung für das Vorfeld, zum Beispiel der Gepäckfahrer, an und endet beim Checken der Gepäckausgabebänder im Ankunftsbereich. Wie schaffen es Schwager und sein Team, bei Störungen aller Art trotzdem fast immer die Flugzeuge zügig und jedes Mal sicher abzufertigen? Schwager sagt, dass eine gute Personal-Einsatzplanung das A und O sei. „Wenn ich sehe, dass kurz nacheinander zwei Flugzeuge auf benachbarten Parkpositionen ankommen, kann ich dieselben Mitarbeitenden auf beide Flüge planen. Das spart Zeit, weil sie keinen langen Fahrtweg zwischen den Positionen haben.“ Der enorme Einsatz von Mitarbeitenden wie Tsolakidis und Schwager ist der entscheidende Teil des Erfolgsrezepts am Flughafen Stuttgart: langjährige Mitarbeitende, die ihre über all die Jahre gesammelten Erfahrungen zum Wohl der Fluggäste einsetzen. Nicht von ungefähr kommt daher die Meldung, dass der Stuttgart Airport im Jahr 2022 der pünktlichste Flughafen in ganz Europa war. Aus den Daten geht hervor, dass 84,2 % aller Starts und Landungen in besagtem Jahr höchstens 15 Minuten vor oder nach ihrer geplanten Zeit angekommen oder abgeflogen sind.
Damit der STR auch zukünftig möglichst reibungslose Reiseerlebnisse bietet, bereiten sich verschiedene Teams gemeinsam auf die reisestarken Monate im Sommer vor. Unter dem Motto „Fit for Summer“ arbeiten alle Bereiche, die etwas mit der Passenger Journey zu tun haben, eng zusammen. Passenger Journey? Damit ist die „Reise des Fluggasts“ gemeint, also die Anreise zum Airport, der Check-in, die Sicherheitskontrollen, Boarding und das Gepäckhandling.
Bei der Flughafengesellschaft (FSG) gibt es einen ganzen Bereich für die Aviation. Die Mitarbeitenden dort planen die Flugdaten und Ressourcen, stellen die Flugbetriebsflächen und Terminals und beraten die Luftfahrtbranche. Sie gewinnen neue Airlines für den STR, überwachen und sichern die Flächen im Sicherheitsbereich. Auch das Geschäftsfeld Non-Aviation trägt zum reibungslosen Airport-Betrieb bei, indem es sich um Themen wie Security und Infrastruktur kümmert.
Die Stuttgart Airport Ground Handling GmbH (SAG) führt sämtliche Tätigkeiten im Bodenverkehrsdienst durch. Dazu zählen die komplette Gepäcksortierung, der Passagier- und Gepäcktransport zwischen Jets und Terminal sowie die Abfertigung und die Operations, zu denen auch die Ramp-Agent-Tätigkeiten gehören. Teil ihrer Dienstleistungen sind außerdem der Boarding Support, das sogenannte Pushback-Verfahren, bei dem die Flugzeuge von der Abfertigungsposition auf den Rollweg zurückgeschoben werden, der Kofferkuli-Service und im Winterhalbjahr die Flugzeug-Enteisung.
Die S. Stuttgart Ground Services GmbH (kurz SGS oder auch S. Ground) betreibt die Geschäftsbereiche Passage und Operations am Flughafen Stuttgart. Dazu zählen die Prozesse rund um den Check-in und das Boarding der Reisenden.
Doch nicht nur die Fliegerei hat am Stuttgart Airport ihren festen Platz. Zwischen den Terminals und der Landesmesse ist die Stuttgart Airport City ein Büro- und Dienstleistungsstandort mit einer Anbindung in die Region, das Land und die ganze Welt. Hier sitzen verschiedene namhafte Firmen wie die Unternehmensberatung Ernst & Young, die ihre Deutschland-Zentrale am STR hat, oder Porsche Consulting. Sie profitieren von den kurzen Wegen zu den Terminals und der guten Erreichbarkeit. Neben den markanten Office-Gebäuden prägen heute drei Hotels das Erscheinungsbild des Campus. Bei allen Neubauprojekten am Standort werden höchste Umweltstandards angesetzt. In den nächsten Jahrzehnten könnte die Airport City noch um etwa 100.000 m² wachsen.
Und vielleicht greift dabei sogar wieder jemand nach den Sternen. Denn: Fast 30 Jahre bot der Flughafen Stuttgart direkt im Terminal ein ganz besonderes Angebot für viel fliegende Feinschmecker an – oder für Menschen aus der Region, die Wert auf Küche für den gehobenen Gaumen legen. Als einziger Airport hatte der STR mit dem „Top Air“ ein mit einem Stern ausgezeichnetes Restaurant im Angebot. Mit Vorfeldblick und direkt über den Gates zauberten verschiedene Küchenchefs ausgefallene Menüs. So kamen damals unter anderem exklusive Produkte wie Schwarzfederhuhn oder Carabineros, also tiefrote Riesengarnelen, auf den Teller.
Bergauf geht es seit Ende der Pandemie nicht nur im Flugplan, der sich immer mehr erholt, was Reiseziele und Airlines angeht. Auch als Innovationsstandort macht der STR dort weiter, wo er vor der Pandemie aufgehört hat. So ist beispielsweise die Energieabteilung am Flughafen schon seit langer Zeit Vorreiter darin, Prozesse so zu optimieren, dass Energieverbrauch und Erzeugung optimal aufeinander abgestimmt werden. Was muss geschehen, damit der Flughafen Stuttgart möglichst viele CO2-Emissionen einspart? Um diese Frage zu beantworten, arbeitete das Team der Strategischen Energiekonzeptionierung und Elektromobilität schon lange, bevor das Thema in aller Munde war, mit einem digitalen Zwilling des Airport-Energiesystems.
Unter einem digitalen Zwilling versteht man ein Modell, das ein echtes Objekt wie beispielsweise eine Solaranlage ins Digitale spiegelt. Das echte Objekt liefert verschiedene Daten, die dann im digitalen Zwilling genutzt werden. Sobald das digitale Abbild der echten Anlagen mit den nötigen Daten gespeist ist, kann es Simulationen durchführen. So wird schnell deutlich, wo die echte Anlage verbessert werden kann. Zudem setzt der STR auf eine aktive Laststeuerung: Energie wird möglichst dann verbraucht, wenn große Mengen aus Solaranlagen oder Windparks zur Verfügung stehen. Mit der digitalen Vernetzung können möglichst viele konventionelle Energieträger zum Beispiel durch Strom aus erneuerbaren Energien ersetzt werden, wenn dieser ausreichend vorhanden ist.
Während es also in Sachen Technologie vorangeht, arbeitet der baden-württembergische Landesflughafen auf dem gesamten Gelände konsequent weiter an seiner Entwicklung zum Solarflughafen. So wurde im Jubiläumsjahr 2024 die siebte Photovoltaikanlage am Airport in Betrieb genommen.
Die Freiflächenanlage am südwestlichen Ende des Flughafengeländes liegt direkt neben der Hubschrauberstaffel der Landespolizei. Hier wurden 912 Module mit einer Fläche von rund 2.300 m² verbaut. Diese erzeugen aus der Kraft der Sonne jährlich rund 530.000 kWh Strom. Doch damit nicht genug: Geplant ist eine weitere Großanlage mit einer Leistung von etwa 12 Megawattpeak. „Damit wird sich unsere aktuelle Solarleistung auf einen Schlag vervierfachen“, sagt Airport-Geschäftsführer Carsten Poralla.
Selbst einige Meter über dem Boden kann man den Flughafen nachhaltiger machen. Auf dem Dach des Operations-Gebäudes war seit 1986 ein Drehscheinwerfer montiert. Das Licht kam aus einem 2000-W-Leuchtmittel. Heute dreht sich der neue Scheinwerfer nicht mehr, sondern blinkt in alle Richtungen gleichmäßig auf. Bei einer Leuchtdauer von 12 Stunden pro Tag können somit innerhalb von einem Jahr bis zu 6.000 kWh Energie gespart werden.
Drehscheinwerfer haben ihren Ursprung in den 1920er-Jahren, um für Nachtflugstrecken die Flugplätze zu kennzeichnen. Die Anforderung dafür besteht heutzutage laut internationaler Luftverkehrsvorschriften weiterhin, insbesondere für Sichtanflüge und auch, um Flugplätze in hell beleuchteten Städten, in Gebirgen oder Gebieten mit schlechten Sichtbedingungen oder bei Schlechtwetterverhältnissen zu kennzeichnen. Im Luftfahrtjargon heißt die Leuchtfeuer-Anlage „Aerodrome Beacon“.
Auch wenn es manchmal die vermeintlich kleinen Schritte sind: Wer einen Flughafen betreibt, hat große Verantwortung. Dieser wird der Stuttgart Airport in besonderer Weise gerecht. Nicht nur die Energieeinsparung ist dabei wichtig, sondern beispielsweise auch der Fluglärmschutz. Schon in den 1970er-Jahren führte der STR als erster deutscher Airport lärmabhängige Start- und Landeentgelte ein. Laute Maschinen zahlen höhere Gebühren als leise. Es lohnt sich also für die Airlines auch finanziell, am STR möglichst moderne Jets einzusetzen.
Auch in Zukunft will the fairport dauerhaft einer der leistungsstärksten und nachhaltigsten Flughäfen in Europa sein. Gleichzeitig kommt der STR seiner Verantwortung für die Gesellschaft, die Umwelt und als Arbeitgeber oder Geschäftspartner nach. Damit es auch beim 200-jährigen Jubiläum des Landesairports wieder heißt: „Stuttgart Airport – the fairport“.
Mehr zum fairport gibt es auf der Flughafen-Website.