Wo ist in den nächsten Monaten ein Urlaub möglich, und welche Einschränkungen gibt es? Selten war die Planung so kompliziert wie aktuell. Die Flugblatt-Redaktion hat deshalb mit zwei Experten gesprochen. Sie sind sich einig: Man sollte buchen, aber auf Flexibilität achten.
„Das Wichtigste gleich zu Beginn“, sagt Oliver Buttler von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. „Niemand sollte wegen Corona komplett auf den Urlaub verzichten, denn Erholungsphasen sind für die psychische Gesundheit enorm wichtig.“ Aktuell steht in vielen Unternehmen die Urlaubsplanung auf der Agenda. Der Experte rät, dass sich Buchende gut informieren, wie sicher es in den jeweiligen Ländern ist, bevor sie eine Reise antreten. „Aber das war ja auch schon vor Corona so, Risikogebiete gab es immer, wie beispielsweise Bürgerkriegsregionen“, so Buttler. „In der Vergangenheit aber nicht so viele Gebiete betroffen wie heute durch Corona und zudem hat sich der Status von vielen Destinationen nicht so schnell geändert wie im Moment.“
Die volatilen Rahmenbedingungen sorgen dafür, dass sich jetzt wesentlich mehr Personen mit dem Thema „Risikogebiet“ auseinandersetzen müssen als in den vergangenen Jahren. Deshalb empfiehlt der Verbraucherschützer: „Bei der Buchung ist es wichtig, auf die Flexibilität zu achten!“
Wer sich für einen organisierten Urlaub entscheidet, ist auf der sicheren Seite: „Kann eine Reise nicht wie vereinbart stattfinden oder besteht sogar eine offizielle Reisewarnung des Auswärtigen Amtes, können Kundeninnen und Kunden kostenfrei stornieren“, so Buttler. Ist eine Reise aufgrund der aktuellen Lage vor Ort nicht möglich, sagen Veranstalter diese meist selbst ab. Auch um den bezahlten Reisepreis müssen sich Pauschalreisende wenig Sorgen machen, falls der Anbieter pleitegeht. In diesem Fall ist die Rückzahlung durch den Reisesicherungsschein abgesichert.
Anders sieht das bei individuellen Buchungen von Flug und Unterkunft aus: Ist die gewählte Region zur Reisezeit ein Risikogebiet, müssen Kunden, die bereits gebucht haben, ihre Airline und die Unterkunft kontaktieren und die jeweiligen Umbuchungs- oder Stornierungsbedingungen erfragen. „Aktuell herrscht deshalb Unsicherheit. Wer eine Individualreise unternehmen will, sollte deshalb genau darauf achten, dass die entsprechenden Reiserücktrittsmöglichkeiten ohne zusätzliche Kosten bestehen“, so Buttler. „Außerdem ist es eine gute Idee, eine Auslandskrankenversicherung abzuschließen, die im Zweifelsfall auch dann zahlt, wenn eine Region zum Risikogebiet wird, während man sich dort aufhält. Ich kann nur raten, sämtliche Sternchen im Kleingedruckten zu lesen und höhere Gebühren gegebenenfalls auch in Kauf zu nehmen, um einen umfassenden Schutz zu haben. Da bei der Reisebuchung verkaufte Versicherungen häufig nicht auf die tatsächlichen Kundenbedürfnisse abgestimmt sind, empfiehlt es sich, sich bei einem unabhängigen Versicherungsfachmann zu erkundigen.“
„Ich weiß, dass es viele Passagiere gibt, die es uncool finden, eine Pauschalreise beim Reisebüro zu buchen“, so Yavuz Aslan. „Aber für 2021 würde ich das allen empfehlen – und zwar nicht nur, weil ich daran verdiene“, sagt der Geschäftsführer des Reisebüros Schwabenlandreisen am Airport. „Falls etwas nicht funktioniert, bekommen die Kunden ihr Geld einfach schneller zurück und wir unterstützen sie, wenn es nicht läuft wie geplant.“
Im Jahr 2020 entschieden sich viele Deutsche für einen kurzfristigen Urlaub. „Neben Zielen im Inland waren bei uns im Sommer 2020 besonders die griechischen Inseln sehr gefragt – wir hatten fast achtzig Prozent aller internationalen Buchungen für diese Destination“, so der Tourismuskaufmann. „Aber das ist ja auch kein Wunder: In nur drei Flugstunden ist man beispielsweise auf Rhodos, mit Traumstränden und bei 300 Sonnentagen pro Jahr gibt es quasi eine Gutwetter-Garantie gratis dazu. Außerdem haben mir viele Reisende gesagt, dass sie sich auf einer Insel im Ausland sicherer fühlen als an einem überfüllten deutschen Touri-Ort“, so Aslan. „Natürlich ist die Mecklenburgische Seenplatte wunderschön. Das Wetter dort ist aber nur im August richtig stabil, und dann fahren aktuell eben viele Urlauber dorthin. Deshalb ist es entsprechend voll, und viele fühlen sich nicht mehr sicher.“
Yavuz Aslan empfiehlt, den Frühling für die Reiseplanung in Erwägung zu ziehen: „Im Mai ist in Deutschland oft noch kein beständiges Badewetter, und in den Sommerferien wird auch nächstes Jahr sehr viel los sein. Deshalb empfehle ich, an Pfingsten in den Süden zu fliegen: Das ist der klassische Urlaubszeitraum, in dem viele andere Länder in Europa keine Schulferien haben, also ist dort weniger los.“ Am besten solle man auf klassische Urlaubsdestinationen setzen, so der Tourismuskaufmann: „Am besten auf südliche Inseln wie die Kanaren, Bodrum oder Kreta, denn die sind bisher vergleichsweise gut durch die Pandemie gekommen. Die Menschen dort leben vom Tourismus und entsprechend kümmern sie sich um sichere Rahmenbedingungen.“