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Luftfahrt-Revolution made in Stuttgart


Josef Kallo. Uni-Professor, Privatpilot, Wissenschaftler und Visionär – und der Mann, der emissionsfreies Fliegen serienreif machen will. Mit seinem Start-up H2FLY und einem neuen Forschungszentrum am STR soll sein Traum in den kommenden Jahren greifbar werden.

Für manche klingt es verrückt, für andere ist es die nahe Zukunft: ein Flugzeug, das nahezu geräuschlos und dazu komplett emissionsfrei abhebt. Doch tatsächlich ist dies schon ein paar Mal geschehen. Nachdem 2008 mit Antares DLR-H2 das erste startfähige, pilotgesteuerte Flugzeug mit Brennstoffzellenantrieb am STR vorgestellt wurde, ließen Prof. Dr.-Ing. Josef Kallo und sein Team am 29. September 2016 am Stuttgart Airport erstmals öffentlich einen 4-sitzigen Wasserstoff-Flieger abheben: die HY4. Im April 2022 absolvierte sie ihren ersten Überlandflug von Stuttgart nach Friedrichshafen.

Das Gefühl der Freiheit

„Ich bin Pilot und für mich war es immer eine Herzensangelegenheit, fliegen zu können. Das Gefühl der Freiheit ist wunderschön. Ich hatte aber immer ein schlechtes Gewissen, weil in der herkömmlichen Fliegerei sehr viele fossile Treibstoffe verbraucht werden. Dann hat sich die Möglichkeit ergeben, mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) ein erstes Projekt zum emissionsarmen Fliegen zu realisieren. Das war die Grundsteinlegung unserer gesamten Arbeit“, sagt Professor Kallo.

2015 gründete der Wissenschaftler das Start-up H2FLY. Er und sein aktuell 65-köpfiges Team arbeiten im nächsten Schritt an einer 40-sitzigen Dornier 328 mit Wasserstoffantrieb. Sie soll mit einer Reichweite von bis zu 2.000 km ausgestattet sein.

Das Hydrogen Aviation Center

Der Flughafen Stuttgart unterstützt Prof. Dr.-Ing. Josef Kallo und das H2FLY-Team seit vielen Jahren und hat sich nicht nur als Heimatflughafen der HY4 etabliert: In den kommenden beiden Jahren entsteht auf dem Vorfeld des STR das sogenannte Hydrogen Aviation Center, das Zentrum für die Forschung von wasserstoffbasiertem Fliegen. „Es soll ein Kristallisationspunkt für alle Interessierten werden. Eine offene Einrichtung, die wir auch anderen Partnern gerne für Projekte zur Verfügung stellen, um gemeinsam am wasserstoff-elektrischen Fliegen zu arbeiten“, erklärt H2FLY-Chef Kallo. Der neue Hangar soll schon Ende 2024 seine Türen öffnen.

Der Bau des Hydrogen Aviation Centers

Am 30. Januar 2023 gab es das offizielle Go für das neue Wasserstoff-Exzellenzzentrum. Neben dem baden-württembergischen Ministerpräsident Winfried Kretschmann waren auch die Bundestagsabgeordnete und Koordinatorin für Luft- und Raumfahrt Dr. Anna Christmann sowie Winfried Hermann, Verkehrsminister von Baden-Württemberg und Aufsichtsratsvorsitzender der Flughafen Stuttgart GmbH, vor Ort. Als Befürworter klimaschonender Technologien sagte Letzterer: „Gerade im Luftverkehr sind besondere Anstrengungen und Innovationen notwendig, damit wir unsere ambitionierten Klimaziele erreichen. Dort, wo auf absehbare Zeit keine batterieelektrischen Lösungen möglich sind, setzen wir auf neue technologische Entwicklungen wie H2FLY, die der Flughafen Stuttgart voranbringen will. Dafür muss die Herstellung erneuerbar erzeugter Kraftstoffe – wie Wasserstoff und synthetische Kraftstoffe – aufgebaut werden. Hierzu braucht es einen verbindlichen und investitionsfreundlichen Rechtsrahmen der EU.“

Flüssiger Wasserstoff könnte Reichweite verdoppeln

2022 hat das H2FLY-Team es geschafft, eine Flugtestkampagne mit der HY4 durchzuführen und diese in die Flughafenumgebung zu integrieren. Der nächste Schritt sind die ersten Testflüge der Dornier 328.
„Auf dem Weg dahin werden wir weiterhin mit der HY4 Flüge durchführen, insbesondere um zu sehen, was uns die Nutzung von flüssigem Wasserstoff bringt. Wir hoffen auf mindestens eine Verdopplung der Reichweite“, so Kallo.

Verhältnismäßig bezahlbar

Doch nicht nur die technische Realisierbarkeit von emissionsarmem Fliegen ist eine Herausforderung. Auch über die Finanzierbarkeit wird öffentlich viel diskutiert. Können es sich die Fluggäste künftig leisten, mit einem Wasserstoff-Flugzeug zu reisen? Kallo gibt sich zuversichtlich: „Im Gegensatz zu anderen Energieträgern kann der wasserstoff-elektrisch basierte Flugbetrieb verhältnismäßig günstig umgesetzt werden – weil die Möglichkeit besteht Wasserstoff in großen Mengen herzustellen. Das ist sicherlich nicht so günstig wie das klassische Kerosin, aber viel preiswerter als synthetischer Treibstoff.“ Spätestens 2029 soll es nach der Vorstellung von Josef Kallo so weit sein. Dann will er die erste 40-sitzige Dornier mit Wasserstoffantrieb auf den Markt bringen. „Wenn wir es schaffen, Technologie und die entsprechende Infrastruktur voranzutreiben, kann das gelingen. Das ist eine Gemeinschaftsaufgabe mit unseren Partnern wie dem Flughafen Stuttgart und den entsprechenden Energielieferanten.“ Denn eines ist klar: Die Mobilität verändert sich in Riesenschritten. „Der Luftverkehr muss neue Wege gehen, um hier mithalten zu können“, so Professor Kallo.

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  • Nur Tanis
  • 03/23