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Mit Fleiß gegen Schnee und Eis


Die Piste von der weißen Pracht befreien, Flugzeuge enteisen und alles in möglichst kurzer Zeit: Viele Hände sorgen am Stuttgarter Airport dafür, dass Passagiere auch in der kalten Jahreszeit sicher verreisen können.

„Das Wichtigste ist die Start- und Landebahn, diese können wir innerhalb von zwanzig bis 25 Minuten räumen und enteisen“, sagt Christoph Nau vom Winterdienst des Stuttgarter Flughafens. Spezialfahrzeuge, motivierte Mitarbeiter und organisatorisches Geschick sind gefragt, damit der Luftverkehr auch bei widrigen Wetterbedingungen stattfinden kann. Ob die Piste bearbeitet werden muss, wird mithilfe eines Glättefrühwarnsystems entschieden. 13 Sonden messen ständig Temperatur sowie Luftfeuchtigkeit und geben Alarm, wenn es frostig wird. Dann testen Mitarbeiter mit einem sogenannten Skiddometer die Griffigkeit des Bodens. Ist die 3.345 Meter lange und 45 Meter breite Runway zu glatt, lassen die Winterdienst-Mitarbeiter die Lkws an und machen sich an die Arbeit. Meist schon früh morgens, lange vor sechs Uhr. Mit Rollwegen und Vorfeld muss eine insgesamt 130 Hektar große Fläche von der weißen Pracht befreit werden, also ein Areal, das ungefähr so groß ist wie 180 Fußballfelder.

"Bei Schnee und Eis treffen sich alle draußen"

Rund 180 Mitarbeiter sind am baden-württembergischen Landesairport freiwillig beim Winterdienst tätig. „Von Ingenieuren über die Büroangestellten bis zu Kfz-Mechanikern treffen sich bei Schnee und Eis alle draußen“, sagt Nau.
Damit es schnell geht und alles hundertprozentig klappt, wenn der erste Wintereinbruch kommt, trainieren die Frauen und Männer bereits ab Oktober. Alles muss genau abgestimmt sein. Wie ein Schwarm Wildgänse bewegen sich die Fahrzeuge in einer V-Formation über das Vorfeld. Pflug an Pflug wird der Schnee von der Mitte der Bahn nach außen geschoben. Dort fahren Fräsen, Besen und Gebläse, die die weiße Masse endgültig in die benachbarten Grünflächen katapultieren. Außerdem sind Multienteiser und Streuer im Einsatz. Weil es für die Umwelt und für die empfindliche Außenhaut der Flugzeuge schädlich ist, wird kein Salz ausgeworfen. Stattdessen verwendet die Flughafengesellschaft Granulat und eine spezielle Enteisungsflüssigkeit, die biologisch abbaubar ist.

Heiße Dusche gegen schwere Flügel

Vom Kehrblasgerät bis zum Schneepflug: Insgesamt 31 Fahrzeuge stehen für die Flugbetriebsflächen bereit. 16 verschiedene Modelle, die rund dreißig Tonnen schwer und bis zu 800 PS stark sind, fahren sowohl bei der Übung als auch  im Einsatz mit einer Räumgeschwindigkeit von circa dreißig Kilometern pro Stunde über die Piste.
Nicht nur der Untergrund braucht im Winter eine spezielle Behandlung, sondern auch das Flugzeug. Damit Passagiere bei Frost sicher abheben, werden die fliegenden Verkehrsmittel mit einer warmen Dusche auf die Reise vorbereitet. Auch wenn die Eisschicht für das ungeschulte Auge teilweise unsichtbar ist, muss sie entfernt werden. „Nur wenn die Luft die Tragflächen ohne Hindernisse in Form von Schnee, Eis, Matsch oder Frost umströmen kann, entsteht ein idealer Auftrieb“, sagt Peter Nowak von der Stuttgart Airport Ground Handling GmbH (SAG). Außerdem kann zum Beispiel nasser Schnee zu einem gewichtigen Problem werden. Mehrere Tonnen bringen die weißen Massen, die auf den Flugzeugen liegen, teilweise auf die Waage und würden somit einen sicheren Start des Flugzeugs verhindern.

Die Runway ist in der Nacht bunt beleuchtet. Wenn geräumt werden muss, ist die Piste zuerst an der Reihe.
Unter die Brause: Die Dusche vor der Arbeit macht die Flieger fit für die Reise. Aus schweren Flügeln werden wieder aerodynamische Tragflächen.

„Um Eis zu entfernen, sprühen unsere Kollegen zunächst ein Heißwasser-Glykol-Gemisch auf die vom Piloten angefragten Flugzeugteile. Anschließend wird ein besonderes Mittel aufgetragen. Es schützt vor erneuter Vereisung bis zum Start und während des Abhebens“, so Nowak. „Durch den Einsatz von modernen Fahrzeugen lässt sich das Enteisungsmittel-Wassergemisch entsprechend der Außentemperatur individuell einstellen, um somit möglichst wenig Glykol ausbringen zu müssen.“ Mitarbeiter der SAG sowie der Lufthansa Technik AG setzen dafür sogenannte Eisbären ein. Das sind Lastkraftwagen, die mit einer speziellen Spritzvorrichtung ausgestattet sind. Gesteuert werden sie aus einer beheizten Kabine. Mit einem Joystick können sowohl das Fahrerhäuschen als auch der kranartige Schwenkarm und die Spritzdüse präzise bewegt und um 360 Grad gedreht werden. Per Funk sind die Bediener der Eisbären mit den Piloten verbunden. Ob enteist wird, entscheidet der jeweilige Kapitän des Flugzeugs spätestens zwanzig Minuten vor dem Abflug. Am Flughafen Stuttgart gibt es auf dem Weg zur Startbahn vier Flächen, auf denen die Teams der SAG und der Lufthansa Technik AG arbeiten. Dort stehen die mobilen Duschen bereit und die Maschinen werden kurz vor dem Take-off startklar gemacht.

Ökologisch verträglich

Insgesamt 3.900 Schächte und 250 Kilometer Kanäle leiten das Abwasser am Stuttgarter Airport in verschiedene Klär- und Rückhaltebecken. Dort wird es weiterbehandelt. Ein sogenannter Schwebebett-Reaktor sorgt dafür, dass sich der Kohlenstoffgehalt des anfallenden Enteisungsabwassers vermindert. Als Anreiz für eine möglichst umweltfreundliche Enteisung der Flugzeuge führte der Flughafen Stuttgart in der Wintersaison 2012/2013 ein Abwasserbehandlungsentgelt ein, welches sich an der Menge des eingesetzten Enteisungsmittels orientiert.

Mehr Infos: www.stuttgart-airport.com.

Video: Einsatz gegen Schnee und Eis
  • Stories STR
  • Simon Kirchgeßner
  • 11/16