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Und täglich grüßt die Müllabfuhr


Ob Gummiabrieb, Kippenstummel oder Flüssigkeiten von der Sicherheitskontrolle – am Airport fallen täglich die unterschiedlichsten Abfallarten an. Karl-Heinz Geber kümmert sich darum, dass sie zu neuen Stoffen oder Energie verarbeitet werden.

„Als ich am Flughafen angefangen habe, wurde das Thema Recycling noch stiefmütterlich behandelt“, sagt Karl-Heinz Geber, Fachmann für Entsorgung am Airport, mit einem Blick auf die großen Fässer am Abfallwirtschaftszentrum (AWZ) des Stuttgarter Flughafens. 1997 entstand das AWZ; damals gab es lediglich zwei Container auf einer Schotterfläche. In den folgenden Jahren kamen Tanks, Mulden und Gebäude dazu. Heute dreht sich die Arbeit Gebers um Abfälle aller Art und darum, wie sie am besten entsorgt werden können. „Einige davon kennt jeder von zu Hause, wie den Restmüll aus den Terminals“, so der 55-Jährige.

3000 Kilogramm Gummi pro Reinigung

Andere kommen nur an Flughäfen vor, der Gummiabrieb zum Beispiel. Dieser entsteht bei jedem Touchdown und setzt sich auf der Start- und Landebahn fest, pro Reifen und Landung rund 120 Gramm. Weil die Runway deshalb weniger griffig ist, müssen die Rückstände regelmäßig entfernt werden. Vier- bis fünfmal im Jahr sorgen Spezialfahrzeuge dafür, dass die Piste wieder sauber ist. „Pro Reinigung kommen 3.000 Kilogramm Gummi zusammen“, sagt Geber. Weil beim Entfernen Wasser verwendet wird, sind auch die Reifenrückstände nass. In speziellen Mulden wird die Flüssigkeit dann abgepumpt und Gummi bleibt zurück. Beides wird anschließend einzeln entsorgt. Bei anderen Abfallarten läuft es ähnlich. In insgesamt sechzig unterschiedliche Stoffe werden die Abfälle im AWZ getrennt und so aufbereitet, dass möglichst viel davon recycelt werden kann. „Mittlerweile werden 99 Prozent wiederverwertet“, so der Entsorgungsspezialist.

Viele Scheren, noch mehr Grüngut

Flüssigkeiten wie Shampoos und Duschgels, aber auch gefährliche Gegenstände, wie beispielsweise Messer, spendet der Stuttgarter Airport an das Diakoniewerk Karlshöhe in Ludwigsburg. Original verpackte Lebensmittel gehen an die Fildertafel. „Es ist verwunderlich, dass so viele Fluggäste noch Flüssigkeiten und gefährliche Gegenstände im Handgepäck haben“, sagt Geber. „Wir dachten, dass sich das allmählich einspielen und weniger werden würde, aber das ist nicht der Fall.“ Behälter mit einem Gesamtvolumen von 1.400 Liter werden pro Jahr mit Scheren gefüllt. Ähnlich hoch ist das Aufkommen an Duschcremes, Deodorants oder Feuerzeugen. Trotz der großen Menge machen Flüssigkeiten und scharfe Gegenstände nur einen geringen Teil aller Abfälle aus. Gras hingegen gibt es verhältnismäßig viel: Mehr als ein Viertel der 5.500 Tonnen Abfall, die am Flughafen jährlich entsorgt werden, kommen von den rund 200 Hektar Grünflächen des Airports. Das ehemals saftige Grün wird dann in eine Biogasanlage transportiert und zu Strom und Wärme verarbeitet, außerdem entsteht aus den Resten ein Dünger.

Vor und nach der Filterung: Karl-Heinz Geber hält das Abwasser vom Gummiabrieb in den Händen. Wenn es aus der Mulde sickert, ist es noch dunkel. Dann wird es gefiltert und kommt klar aus der Anlage.

„Wir sind schon stolz auf unsere Recyclingquote von 99 Prozent. Trotzdem versuchen wir ständig, unser System weiter zu verbessern“, Karl-Heinz Geber.

„Wir sind schon stolz auf unsere Recyclingquote von 99 Prozent. Trotzdem versuchen wir ständig, unser System weiter zu verbessern“, sagt der 55-Jährige. Aktuell engagiert er sich mit seinen Kollegen dafür, dass noch mehr Abfälle stofflich verwertet werden. Gummi kann zum Beispiel als Granulat weiterverarbeitet werden oder als Brennstoff dienen. „Außerdem fängt das Entsorgungsmanagement schon beim Einkaufen an“, erklärt Geber. „Gefahrstoffe werden bereits vor der Beschaffung untersucht, ob sie sich wieder umweltschonend recyceln lassen.“ All diese Themen organisiert Geber hauptsächlich aus seinem Büro. Deshalb hält er sich seltener am AWZ auf als früher. Wenn er jedoch dort ist, klettert er manchmal auf die zwanzig Kubikmeter fassenden Tanks, in denen zum Beispiel das Wasser von der Enteisung gelagert wird. Von dort hat er eine tolle Aussicht auf das Flughafenvorfeld. Und manchmal hat er genau an diesem Ort eine Idee, wie in Zukunft noch mehr Müll vermieden werden kann.

Erst flüssig, dann fest: Der Gummiabrieb sprudelt aus dem Schlauch, das Wasser wird separiert und zurück bleiben die Reifenreste.
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  • Simon Kirchgeßner
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