Am Stuttgart Airport sollen Autos künftig per Smartphone-Befehl parken – und zwar gänzlich fahrerlos. Apcoa, Bosch und Mercedes-Benz arbeiten am weltweit ersten Serieneinsatz des sogenannten Automated Valet Parking. Dabei steigen die Passagiere im Eingangsbereich des Parkhauses aus und während sie Richtung Terminal laufen, sucht sich das Fahrzeug seinen Stellplatz selbst.
Was in den Achtzigerjahren noch Science-Fiction war, wird am Stuttgarter Flughafen bald Realität: Das Auto sucht sich seinen Parkplatz selbst. Anders jedoch als der sprechende Sportwagen KITT, der in der Fernsehserie Knight Rider regelmäßig ohne seinen Fahrer David Hasselhoff zielsicher herumcruiste, hat die Fähigkeit nicht nur ein einziger Wagen: Mit der neuen S-Klasse produziert Mercedes Benz nämlich das erste Serienfahrzeug weltweit, das mit dem Feature ausgestattet ist. Als Partner benötigt die neue S-Klasse eine mitdenkende Infrastruktur – ein mit Sensoren und Kameras ausgestattetes Parkhaus, das dem Auto die nötigen Informationen zu verfügbaren Parklätzen und Bewegungen anderer Fahrzeuge oder Personen liefert.
Pilotparkhaus für den geplanten Serienbetrieb des automatisierten Parkservices ist das P6 am Flughafen Stuttgart. Dort erproben die Unternehmen Bosch, Mercedes Benz und der Parkraumbetreiber Apcoa das Zusammenspiel der Fahrzeugtechnik der S-Klasse mit der intelligenten Infrastruktur von Bosch sowie der digitalen „Flow“-Plattform von Parkhausbetreiber Apcoa.
Für die neue Art des Parkens per Knopfdruck wird direkt hinter der Einfahrt des P6 ein großzügiger Bereich eingerichtet. In der sogenannten Drop-off- und Pick-up-Area können Passagiere ihr Fahrzeug abstellen. Während sie bereits zum Terminal laufen und einchecken, parkt die S-Klasse selbständig im Untergeschoss ein. Das bedeutet: Kein Rangieren und keine Verrenkungen mehr beim Aussteigen, wenn der sonst mühsam gefundene Parkplatz zu eng ist.
„Automated Valet Parking ist ein echter Komfort- und Zeitgewinn für unsere Passagiere. Das gilt ganz besonders, wenn sie in Eile sind und am Flughafen schnell ihr Auto loswerden wollen“, sagt Walter Schoefer, Sprecher der Geschäftsführung der Flughafen Stuttgart GmbH. „Das Projekt zeigt, dass hier in der Region viel Innovationskraft vorhanden ist. Als Flughafen sind wir stolz darauf, regionales Schaufenster für die globalen Unternehmen der Metropolregion zu sein, und dass an unserem Standort diese Weltpremiere in den Startlöchern steht.“
Am Pilotparkhaus sind Videokameras von Bosch installiert, die freie Parkplätze erkennen, den Fahrkorridor sowie dessen Umfeld überwachen und Hindernisse oder Personen auf der Fahrspur erkennen. In einer eigens im Parkhaus installierten Computerzentrale wird die Route der Fahrzeuge zum freien Parkplatz berechnet. „Unsere intelligente Parkhaus-Infrastruktur ist die Basis für das fahrerlose Parken der Zukunft“, sagt Stefan Hartung von Bosch.
Die Informationen der Kameras machen es sogar möglich, dass die Autos eigenständig innerhalb des Parkhauses fahren können – auch auf engen Rampen, was den Wechsel zwischen verschiedenen Stockwerken möglich macht. Die Fahrzeugtechnik setzt die Informationen der Infrastruktur selbstständig in Fahrmanöver um: Wenn die Kameras in der Infrastruktur beispielsweise ein überraschendes Hindernis detektieren, bremst das Fahrzeug blitzschnell in den sicheren Stillstand.
Aufgrund seiner Nähe zu den Terminals ist das Parkhaus P6 das ideale Pilotgebäude für die Weltpremiere. Denn das Parkhaus ist besonders verwinkelt und eines der ältesten am STR. Dass AVP in dieser herausfordernden Umgebung einsetzbar ist zeigt, dass es wenige Einschränkungen für die Technik gibt.
Neben dem Pilotprojekt rund um AVP beteiligt sich die Flughafen Stuttgart GmbH an dem vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) geförderten Projekt SmartFleet. Ziel, dieser Initiative ist es, selbstfahrende Nutzfahrzeuge für den Einsatz am Airport zu entwickeln. Gepäckschlepper und Kehrblasgeräte des Winterdienstes machen dabei den Anfang. Die vollautomatisierten Prototypen werden bis 2022 entwickelt und unter Realbedingungen auf dem Stuttgarter Vorfeld, den Rollwegen und der Start- und Landebahn getestet.