Vor Kurzem gab es ein besonderes Jubiläum am STR – der Frachtjumbo von Kuehne+Nagel startete von Stuttgart zum 111. Mal in Richtung USA. An Bord der Boeing 747-8F war vorwiegend sogenannte Premiumfracht. Dazu gehörten beispielsweise dringend benötigte Medikamente von Boehringer Ingelheim. Gemeinsam mit Kuehne+Nagel hat das forschende Pharmaunternehmen ein Pilotprojekt gestartet und setzt auf nachhaltige Flugkraftstoffe, sogenannte Sustainable Aviation Fuels (SAF).

Auf den ersten Blick wirken die Transportboxen unscheinbar. Und doch haben sie einen lebenswichtigen Inhalt: In den Kisten, die in die Boeing 747 von Kuehne+Nagel geladen werden, befinden sich Medikamente von Boehringer Ingelheim. Weltweit werden sie dringend gebraucht – von Menschen mit Asthma, Krebs oder Diabetes. Uwe Krämer und Georg Dziewas aus dem globalen Logistikteam der Human-Pharma-Sparte von Boehringer Ingelheim kümmern sich darum, dass die Präparate sicher und pünktlich ankommen. „Wann immer möglich, setzen wir auf den emissionsärmeren Seeweg“, erklärt Dziewas. „Aber manchmal ist Luftfracht unverzichtbar – etwa bei kurzen Haltbarkeiten, empfindlichen Kühlketten oder besonders dringenden Lieferungen.“
„Luftfracht ist unverzichtbar. Das Zertifikat motiviert uns, weiter echte Fortschritte durch smarte Zusammenarbeit zu erzielen.“
Uwe Krämer, Head of Global Logistics Network & Performance Management, Boehringer Ingelheim
Beim Transport der empfindlichen medizinischen Ware ist es besonders wichtig, dass die Kühlkette nicht gestört wird. Deshalb gibt es in den Transportboxen spezielle Temperaturlogger – sie dokumentieren die wichtigsten Parameter. „Am Flughafen Stuttgart haben wir kurze Transferzeiten vom Lager zum Airport. Vor Ort gibt es dank der exzellenten Operations und der geringen Wartezeit auf dem Rollfeld weniger temperaturkritische Risiken als andernorts“, erklärt Dziewas. „Diese Voraussetzungen sowie die hohe Flexibilität und die effiziente Abfertigung machen den STR zu einem attraktiven Abflugort für unsere pharmazeutischen Luftfrachtsendungen“, ergänzt Krämer.

„Gemeinsam mit unserem Logistikpartner Kuehne+Nagel evaluieren und optimieren wir kontinuierlich unsere globalen Routen“, sagt Krämer. „Dies gilt insbesondere im Hinblick auf die Klimaeffizienz. Denn obwohl Luftfracht nur rund neun Prozent des Logistikvolumens unserer Human-Pharma-Sparte ausmacht, ist sie für 75 Prozent der damit verbundenen Emissionen verantwortlich. Gleichzeitig ist Luftfracht unverzichtbar.“ Deshalb hat Boehringer Ingelheim 2024 rund 2,6 Millionen Liter nachhaltiger Flugkraftstoffe erworben, sogenannte Sustainable Aviation Fuel (SAF). Der Treibstoff wird aus gebrauchtem, pflanzlichem Speiseöl hergestellt. Das Ergebnis: eine Einsparung von über 8.000 Tonnen CO₂ in der Lieferkette. SAF gelten als Schlüssel zu klimafreundlicher Luftfracht. Doch die Verfügbarkeit ist derzeit stark begrenzt: Weltweit deckt SAF weniger als ein Prozent des gesamten Kerosinbedarfs. Gleichzeitig sind die Kosten hoch – aktuell ist der nachhaltigere Kraftstoff teurer als herkömmliches Kerosin.

Eingesetzt wird das sogenannte HEFASAF (Hydroprocessed Esters and Fatty Acids) – der für Boehringer Ingelheim verwendete Kraftstoff wird ausschließlich aus gebrauchtem Frittieröl gewonnen, ohne tierische Bestandteile. Er erfüllt höchste Nachhaltigkeitsstandards der EU, indem er nachweislich umweltfreundlich produziert und mit deutlich reduzierten Treibhausgasemissionen hergestellt wird, das Produkt ist entsprechend zertifiziert. Eingesetzt wird es über ein sogenanntes Book-and-Claim-Verfahren, das eine flexible und schnelle Skalierung ermöglicht. Die SAF-Zertifikate werden über Airlines im Netzwerk von Kuehne+Nagel bezogen und gelten für alle Flüge von Boehringer Ingelheim ab Europa – darunter auch Stuttgart.
Trotzdem setzt Boehringer Ingelheim bewusst auf SAF. „Wir sehen uns in der Verantwortung, mit gutem Beispiel voranzugehen“, betont Krämer. „Steigt die Nachfrage, so wird auch die Produktion angekurbelt und die Kosten sinken. So vermeiden wir nicht nur Emissionen, sondern fördern Innovationen für eine ganze Industrie.“ Der Bezug von SAF für globale Logistikwege ist nur eine von vielen Maßnahmen, die das Unternehmen vorantreibt, um die Gesundheitsversorgung für Millionen von Patientinnen und Patienten weltweit möglichst umweltschonend zu gestalten. Mit seiner Nachhaltigkeitsstrategie verfolgt Boehringer Ingelheim ambitionierte Ziele: CO₂-Neutralität bis 2030 (Scope 1 & 2), eine Halbierung des Ressourcenverbrauchs entlang der gesamten Wertschöpfungskette sowie weiterhin die Umsetzung von Best Practices in zahlreichen Bereichen. „Das Zertifikat markiert einen Meilenstein für uns“, sagt Dziewas. „Es motiviert uns, weiter echte Fortschritte durch smarte Zusammenarbeit zu erzielen“, ergänzt Krämer.
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