Mit uns den fairport von morgen gestalten.
Jetzt bewerben!

Warschau - Alte Fassade aus neuen Steinen


Kostenlose Klavierkonzerte und Kultpartys mit Haselnuss-Wodka, kommunistische Paläste und gläserne Hochhäuser des Kapitalismus: Warschau ist facettenreich und bietet eine lebendige Geschichte.

Schnuckelige und protzige Gebäude wechseln sich im Stadtbild ab. Wer genau hinschaut, dem erzählt die Architektur die spannende Geschichte Warschaus. Der Stadtkern beispielsweise ist UNESCO-Weltkulturerbe und eine der wichtigsten Sehenswürdigkeiten. Dabei zählt der Marktplatz noch gar nicht so viele Jahre: Weil die polnische Hauptstadt im Zweiten Weltkrieg zu neunzig Prozent zerstört wurde, sind die existierenden Bauwerke nur Kopien – nach 1945 wurde die Stadt in Kleinstarbeit rekonstruiert. Als Vorlage dienten detailreiche Zeichnungen, sogenannte Veduten, des venezianischen Künstlers Bernardo Bellotto. 

Zwanzig dieser berühmten Bilder können im Königsschloss noch heute besichtigt werden. Wie nahezu alle Gebäude, die in Warschau alt aussehen, ist der Palast eine Reinkarnation des zerstörten Originals. 17 Jahre dauerte der Wiederaufbau. Vom Zamek Królewski, wie der ehemalige Wohnsitz der polnischen Royals heißt, können Besucher entlang der Prachtstraße zum königlichen Lazienki-Park gehen. Auf dem circa zehn Kilometer langen Weg passieren sie zahlreiche imposante Herrschaftshäuser wie den barocken Krasiński-Palast. Im Park wartet das Frédéric-Chopin-Denkmal, wo jeden Sonntag kostenlose Klavierkonzerte stattfinden.

Kinokulisse und Künstlertreffpunkt
Der Lazienki-Park mit dem gleichnamigen Palast ist mit 80 Hektar die größte Anlage in Warschau.

In der Nähe befindet sich das ehemalige Ghetto. Wer Warschau besucht, sollte Zeit für einen Rundgang durch das Viertel einplanen. Dort sind noch Fragmente der ehemals 18 Kilometer langen und drei Meter hohen Mauer sowie eine historische Synagoge zu sehen. Außerdem ist die Stelle markiert, an der Willy Brandts berühmter Kniefall stattfand.

Das puristische Warschau von heute ist am besten im Stadtteil Praga zu sehen. Im Zweiten Weltkrieg stand dort die Rote Armee und die Gebäude blieben unberührt, während die Altstadt, auf der anderen Seite des Flusses Weichsel, von den Nazis gesprengt wurde. In Praga hingegen gibt es noch unsanierte Betonbunker und Fabrikhallen. Alles wirkt wie aus dem frühen zwanzigsten Jahrhundert. Aufgrund der nostalgischen Atmosphäre ist dieser Teil der City ein beliebter Drehort für Kriegsfilme. Der mit drei Oscars ausgezeichnete „Pianist“ ist einer der bekanntesten. 

Praga wird auch oft mit Neukölln verglichen: Wie im Berliner Szene-Viertel dominierten vor wenigen Jahren noch Arbeitslosigkeit und hohe Kriminalitätsraten den Distrikt. Heute drücken Kreative und Künstler dem Bezirk ihren Stempel auf. Sie werden von den günstigen Mieten angezogen. Coole Bars, Kneipen, Galerien und Cafés, die im Retro-Style eingerichtet sind, oder eine alte Fabrik, die nun als Kulturzentrum im Hipster-Look genutzt wird, prägen den Stadtteil. 

Elche, seltene Vögel und Partylöwen

Auch an anderen Ecken Warschaus gibt es Industrie- und Lagerhallen, die mittlerweile einem neuen Zweck dienen: In der Disco 1.500m² beispielsweise ersetzten Haselnuss-Wodka und brummende Bässe die Produktionsmaschinen früherer Tage. Wer in Warschau feiern will, startet seinen Abend am besten am Ufer der Weichsel. Die Zeitschrift National Geographic kürte den Stadtstrand zu einem der zehn schönsten weltweit. Zur Fußball-Europameisterschaft 2012 wurde er zuletzt aufgemöbelt und erhielt kostenlose Liegestühle sowie einen hippen Pavillon. Wo sich mittags bei schönem Wetter die Menschen in der Sonne baden, tummeln sich abends hunderte Partylöwen. 

Keine Raubkatzen – dafür aber über 153 Vogelarten und andere seltene Tiere, wie zum Beispiel Elche, gibt es etwas außerhalb von Warschau. Der Nationalpark Kampinos beeindruckt darüber hinaus mit seiner über 12.500 Jahre alten Dünenlandschaft. An das Naturschutzgebiet grenzend, mitten im Grünen, findet sich auch das Geburtshaus von Frédéric Chopin, das als Museum besichtigt werden kann.

Party am Stadtstrand Bild: Warsaw Tourist Office
  • Travel STR
  • Simon Kirchgeßner
  • 12/17