Der Flughafen Stuttgart befindet sich weiter auf Rekordkurs. Das vergangene Jahr brachte zwei neue Bestmarken – rund 11,8 Millionen Passagiere und 286,1 Millionen Euro Umsatz. Steigende Zahlen sind jedoch nicht alleiniges Unternehmensziel, sagt die Airport-Geschäftsführung.
Arina Freitag: Die Nachfrage der Fluggäste steigt überall, da ist Stuttgart keine Ausnahme. Die Welt vernetzt sich immer weiter, Firmen arbeiten international, die Menschen sind mobil. Das ist ein globales Phänomen – die Frage ist nur, wie man diesem begegnet. Unser breiter Airline-Mix und ein vielseitiges Streckennetz dienen seit Jahren der Stabilität des Standorts. Nachhaltigkeit heißt für mich also, dass wir langfristig denken und uns an den Bedürfnissen der Kunden orientieren.
Freitag: Gemeinsam mit unseren Airlines würden wir unser Streckennetz gerne so ausbauen, dass Verbindungen, die die Wirtschaft schon lange fordert, endlich Wirklichkeit werden. Da geht es um Ziele in den Arabischen Emiraten oder China. Hier fehlen uns leider bislang die Verkehrsrechte. Wir sehen auch Bedarf bei Direktflügen an die Ostküste Nordamerikas.
Schoefer: Wir haben den öffentlichen Auftrag, den starken Standort Baden-Württemberg bestmöglich an die Welt anzuschließen. Das ist immer unser Ziel.
Schoefer: Die Frage ist: Was können wir als Airport direkt beeinflussen? Und was liegt nicht in unserer Macht? Volle Verantwortung haben wir dafür, wie wir unseren Flughafen betreiben. Wir können vor allem unseren eigenen Treibhausgas-Ausstoß reduzieren. Bis zum Jahr 2050 soll der STR klimaneutral werden. Das schaffen wir, wenn wir beispielsweise unseren Fuhrpark weiter elektrifizieren und die Energieeffizienz unseren Gebäuden und Anlagen steigern. Wir werden unseren Energiebedarf trotz Verkehrswachstum reduzieren und auf erneuerbare Energiesysteme umstellen. Dies wird nur mit neuster, auf unseren Bedarf zugeschnittener Technik gelingen. Daran arbeiten wir intensiv. Seit 2014 berät uns außerdem regelmäßig ein wissenschaftlicher Beirat. Wir wollen unsere strategischen Entscheidungen in Sachen Nachhaltigkeit nicht im Alleingang fällen. Der externe Blick dieses unabhängigen Gremiums ist sehr wertvoll.
Freitag: Auf die Klimabilanz über den Wolken haben wir nur indirekt Einflussmöglichkeiten. Aber auch die nutzen wir. Unsere neue Entgeltordnung, die am 1. Juli in Kraft tritt, setzt verstärkt finanzielle Anreize für den Einsatz von leiseren und umweltschonenderen Maschinen. Wir werden deutschlandweit der erste Airport sein, der mit diesem Instrument den Einsatz von alternativem Kerosin und elektrisches Fliegen fördert. Unsere Passagiere motivieren wir, ihre Flüge durch eine Spende an atmosfair auszugleichen. Die Organisation fördert Klimaschutzprojekte.
Schoefer: Außerdem investieren wir in die Zukunft des Luftverkehrs. Wir unterstützen das Deutsche Luft- und Raumfahrzentrum und die Universität Ulm finanziell. Die Wissenschaftler dort forschen zu alternativen Antrieben für Flugzeuge. Ihr Brennstoffzellen-Flugzeug HY4 hat schon 2016 bei uns am STR Weltpremiere gefeiert. Im Oktober ist das weiterentwickelte Modell wieder bei uns zu Gast – darauf sind wir stolz.