Seit sie für günstiges Geld zu haben sind, steigt die Zahl der Drohnen in Deutschland ständig. Im Interview erklärt Thilo Vogt von der Deutschen Flugsicherung (DFS), warum Hobbypiloten einen Führerschein machen sollten, und an welche Regeln sie sich halten müssen.
Thilo Vogt: Noch nicht. Eigentlich wäre es für mich einfach, diesen zu machen – eine Tochterfirma der DFS bietet die Kurse an. Bislang hat mir schlicht die Zeit gefehlt, weil das Thema unheimlich Fahrt aufgenommen hat. Trotzdem kenne ich mich aber natürlich gut mit Drohnen aus.
Thilo Vogt: Das ist überhaupt nicht kompliziert. Es ist ein guter Anlass, sich mit den Regeln zu beschäftigen, und das dient dann ja auch der eigenen Sicherheit. Die DFS bietet die Prüfung demnächst sogar als Online-Fernlehrgang an.
Thilo Vogt: Das Allerwichtigste ist, sich gut zu informieren, etwa auf der Website sicherer-drohnenflug.de. Dort steht unter anderem, dass das Gewicht entscheidend ist: Wiegt das Fluggerät mehr als zwei Kilogramm, muss es gekennzeichnet sein, und seine Piloten benötigen einen Führerschein.
Vogt: Nein, auf keinen Fall. Airports sind beispielsweise absolute Tabuzone. In einem Umkreis von 1,5 Kilometern um den Flughafenzaun sind Drohnen grundsätzlich verboten. Auch für andere Gebiete wie etwa Krankenhäuser, Gefängnisse und Naturschutzgebiete gibt es spezielle Regeln. Mein Tipp ist deshalb, die DFS-Drohnen-App zu nutzen, diese zeigt mit interaktivem Kartenmaterial für jeden Standort in Deutschland an, welche Regeln dort zu beachten sind.
Vogt: Haben sie sich regelwidrig verhalten – und das gilt insbesondere in der Nähe von Flughäfen – müssen Drohnenpiloten mit drastischen Strafen rechnen: Ein Flug im Umkreis großer Airports – dazu zählt natürlich auch Stuttgart – wird als „gefährlicher Eingriff in den Luftverkehr“ beurteilt. Das Strafgesetzbuch sieht hier bis zu zehn Jahre Freiheitsstrafe vor!
Vogt: Es gibt viele Schätzungen. Diese reichen von ungefähr einer halben bis zu einer Million. Das ist natürlich nicht sehr genau, und wir wissen auch nicht, ob die Drohnen gewerblich oder privat eingesetzt werden. Eine amtliche Registrierung, die es in Deutschland bislang noch nicht gibt, würde Klarheit bringen. Es kann ja nicht sein, dass für Mofas und Fahrräder eindeutige Regeln existieren, aber für Teilnehmer am Luftverkehr nicht. Die DFS fordert das schon lange – und bald wird es auch so kommen. Denn in Kürze werden die europaweiten neuen Bestimmungen erwartet. Diese wird für die Registrierung von Drohnen in allen Mitgliedstaaten verbindliche Vorgaben machen.
Vogt: Das ist schwierig vorherzusehen – wir leben in Deutschland an einem echten Innovationsstandort. Wer weiß also, welche tollen Erfindungen noch in den Schubladen der Ingenieure schlummern? Dass Drohnen jedoch, egal ob Multikopter, Flächenflügler oder Drehkippflügler, eine moderne und nicht zu bremsende Technologie mit sehr viel Potenzial sind, da bin ich mir ganz sicher, und ich erwarte auf diesem Gebiet noch viele weitere Neuerungen und Chancen für Deutschland.
Vogt: Auf meiner Wunschliste stehen drei Punkte ganz weit oben. Erstens eine verpflichtende Registrierung. Zweitens wird der Datenaustausch in Zukunft immer wichtiger. Dafür benötigen wir eine sichere digitale Plattform, die verlässlich von einer vertrauensvollen Stelle betrieben wird. Ich hoffe, dass wir gemeinsam mit den vielen involvierten Stellen wie Ministerien und Behörden, Polizei, Rettungsdiensten sowie Flughäfen schnell zu einer Lösung kommen. Außerdem wäre es gut, wenn Drohnen verpflichtend mit Mobilfunk (LTE/5G) sowie mindestens einer geeigneten Alternativtechnologie ausgestattet sein müssten. Denn nur, wenn alle Luftverkehrsteilnehmer „sichtbar“ sind, können wir das heutige Sicherheitsniveau halten.
Und natürlich wünsche ich mir insgesamt, dass wir bei dem Thema Drohnen zu einer schönen Balance finden – zwischen Sicherheit und dem Mut, neue Wege zu gehen.
Vogt: Ja, einige Hersteller bieten solche Funktionen bereits an. Diese Software nennt man „Geofencing“. Sie soll verhindern, dass Drohnen in verbotenen Gebieten abheben. Das ist ein guter Ansatz, allerdings sollte eine autorisierte Stelle, und nicht der Drohnenproduzent so eine Software programmieren. Wir als Flugsicherung kennen beispielsweise die Territorien der deutschen Flughäfen exakt. Für andere Beschränkungen, beispielsweise für Flüge über Energieanlagen, Naturschutzgebiete oder Polizeistationen gibt es andere Quellen. Diese sollte alle ihre Daten liefern, um eine verlässliche Basis zu haben. Das ist bislang nicht passiert.
Vogt: Unser Projekt hat mit mehreren Feldversuchen bewiesen, dass Drohnen mithilfe des vorhandenen Mobilfunknetzes auch außerhalb der Sichtweite sicher geführt werden können. Das macht den Weg für sinnvolle, professionelle Einsätze frei: bei Rettungsdiensten, Inspektionsflügen von Bahn- und Energietrassen oder in der Vermessung. Wir haben vor wenigen Tagen gemeinsam mit der Telekom ein neues Unternehmen gegründet. Das Joint-Venture Droniq mit Sitz in Frankfurt am Main wird das Verkehrsmanagementsystem für Drohnen als Service anbieten. Damit können wir die Fluggeräte sicher und fair in den Luftverkehr integrieren. Das ist internationale Spitze. Ziele von Droniq sind neben den Live-Air-Traffic-Informationen ein nationales Drohnenregister, elektronische Workflows für Fluggenehmigungen und Online-Fernlehrgänge zur theoretischen Ausbildung von Drohnenpiloten.