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Flitterwochen im Flugzeug


Einen Honeymoon der besonderen Art erlebten Tobias und Karin Neubauer. Mit einer einmotorigen Kleinmaschine und nur vierzig Kilogramm Gepäck an Bord flogen sie quer durch Europa.

„Können wir unsere Hochzeitsreise eigentlich im Flugzeug machen?“ Das fragte Karin Neubauer ihren heutigen Ehemann schon, als beide noch nicht einmal verlobt waren. „Ich habe mich dadurch aber nicht unter Druck gesetzt gefühlt“, erzählt der 37-Jährige schmunzelnd. „Ganz im Gegenteil, ich habe gesagt: Wir Segelflieger können alles!“

Neubauer arbeitet seit zehn Jahren am STR als Luftaufsicht und Verkehrsleiter vom Dienst (VvD). Auch privat dreht sich bei ihm vieles ums Fliegen: Er sitzt selbst seit über 15 Jahren in Cockpits von Kleinmaschinen und steuert begeistert Modellflugzeuge. „Als die Flitterwochen dann tatsächlich anstanden, war für mich klar, dass ich auf jeden Fall über den Ärmelkanal fliegen will“, erzählt Neubauer mit funkelnden Augen. „Das ist nämlich mit der Aquila A210, mit der wir unterwegs waren, eine echte Herausforderung – schließlich hat sie nur einen Motor.“

Kuscheln in der Kabine: Tobias und Karin Neubauer reisten auf engem Raum durch die Flitterwochen.
Herausforderung: länderspezifische Flugregeln
Leuchtturm vor Landmarke: Der 162 Meter hohe Kreidefelsen am Beachy Head ist schon von Weitem zu sehen und dient als Orientierungshilfe auf dem Ärmelkanal.

Aber nicht nur der Weg übers Wasser, auch die länderspezifischen Flugregeln beschäftigten Neubauer vorab: „Flapsig formuliert würde ich sagen, dass Engländer nicht nur auf der anderen Seite fahren, sie fliegen auch ungewöhnlich. Die sogenannte Platzrunde, ein Standardverfahren zu Beginn des Landeanflugs, ist zum Beispiel nicht mit dem in Deutschland zu vergleichen.“

Passagiermaschinen sind von den speziellen Regeln nicht betroffen, Piloten von Verkehrsflugzeugen fliegen auf der ganzen Welt nach einheitlichen Standards. Neubauer hingegen ist als Sportpilot mit einer anderen Lizenz ausgestattet, für ihn gelten die sogenannten Sichtflugregeln. Deshalb war es für die frisch Getrauten auch super, dass sie während der kompletten Reise gutes Wetter hatten. „Lediglich in Holland war es etwas bewölkt. Da kam uns zugute, dass es kaum Berge gibt. So konnten wir einfach unter den Wolken durchfliegen“, erklärt Neubauer.

Lila – die Farbe der Provence

Von Stuttgart aus startete das Ehepaar zunächst in Richtung Süden, wo sie am Heimatflugplatz von Neubauer in Kirchdorf am Inn den ersten Stopp einlegten. Vorbei an Schloss Neuschwanstein im Allgäu ging es danach auf Borkum, die Lieblingsinsel des Paars. Nach einem Abstecher ins französische Calais flogen die Neubauers die Südküste Englands entlang bis nach Portsmouth, mit einer Extrarunde über Stonehenge, zum historischen Flugplatz Duxford und Cambridge. Danach folgten die zweite Kanalüberquerung und Stopps an der Atlantik- und der Mittelmeerküste Frankreichs. Pünktlich zur Lavendelblüte flogen die Neuvermählten über die Provence.

Auf dem Heimweg zum Flugplatz Hahnweide bei Kirchheim/Teck folgte ein kurzer Abstecher an den STR. Hier machten sie einen sogenannten Low-Approach – also ein Übungsmanöver, bei dem die Maschine knapp über die Landebahn fliegt, aber die Reifen den Boden nicht berühren. „Nach der Ankunft auf der Hahnweide haben wir uns erst einmal umarmt. Es war ein super Gefühl, das gemeinsam geschafft zu haben. So eine Hochzeitsreise haben sicherlich die wenigsten erlebt“, sagt Karin Neubauer. 

Lila Lavendel: In der Provence sorgt die Heilpflanze von Juni bis August für Farbtupfer.

  • Stories STR
  • Simon Kirchgeßner
  • 08/18