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Reinigung mit Riesenfilter


In der kalten Jahreszeit bekommen Flugzeuge vor dem Start eine heiße Dusche. Die Überreste der Enteisungsflüssigkeit gelangen auf unterirdischen Wegen in große Speicherbecken.

Wenn draußen Minusgrade herrschen, greifen Autofahrer zum Eiskratzer. Bei Flugzeugen läuft das anders ab: Vor ihrem Start werden sie mit einem Heißwasser-Glykol-Gemisch besprüht. Es sorgt dafür, dass Eis, Frost oder Schnee entfernt werden. Anschließend tragen die Mitarbeiter der Flughafen-Tochter Stuttgart Airport Ground Handling GmbH (SAG) oder der Lufthansa Technik AG eine spezielle Schutzschicht auf. Sie verhindert, dass sich selbst bei Regen neues Eis bildet.

„Wir setzen dabei unsere sogenannten Eisbären ein“, erklärt Peter Nowak von der SAG. „So nennen wir die Lastkraftwagen, die mit einer Sprühvorrichtung ausgestattet sind.“ Mit einem Joystick werden die Lkw von ihren Fahrern aus der beheizten Kabine heraus manövriert. Die Entscheidung, ob eine Maschine enteist werden soll, treffen die jeweiligen Piloten – und zwar spätestens zwanzig Minuten vor Abflug. Sie stehen in Funkkontakt mit den Mitarbeitern, die die Eisbären steuern.

Weg mit Frost und Schnee: Die Eisbären sorgen dafür, dass alle Tragflächen frei sind.
Abwasser in der Unterwelt
Er kennt alle Kanäle am Airport: Cornel Ritter ist Gewässerschutzbeauftragter bei der Stuttgarter Flughafengesellschaft.

Die mobilen Duschen warten auf dem Weg zur Startbahn. Dort stehen extra Flächen zur Verfügung, auf denen die Flugzeuge vom Eis befreit werden können. Was nach dem Sprühen übrig bleibt, fließt über die Gullys in spezielle Tanks oder in unterirdische Kanäle. Unsichtbar für die Passagiere verlaufen unter dem Airport-Gelände rund 3.900 Schächte. Manche von ihnen sind über zehn Meter tief. Insgesamt hat das Kanalsystem eine Länge von 250 Kilometern.

In einigen befinden sich Armaturen, Sensoren und Messgeräte. „So können wir dafür sorgen, dass die unterschiedlichen Abwässer sich nicht vermischen“, sagt Cornel Ritter. Er ist Gewässerschutzbeauftragter bei der Flughafengesellschaft und kennt die unterirdischen Wege wie seine Westentasche. „Wenn ein Abwasser aus der Flugzeugenteisung stärker konzentriert ist, wird es mit Lkw zu den benachbarten Kläranlagen gebracht“, sagt der Fachmann.

Mehr als fünfzig Höhenmeter beträgt der Unterschied von den Terminals bis zum Kombispeicher auf der Südseite. „Hier ist der tiefste Punkt des Airports“, so Ritter. „Über 100.000 Kubikmeter Rückhaltevolumen haben die unterirdischen Becken. Das entspricht etwa dem doppelten Inhalt der Stuttgarter Hanns-Martin-Schleyer-Halle.“ Das Enteisungsmittel ist biologisch bestens abbaubar, hat aber einen hohen Kohlenstoffanteil. Deswegen darf es nur in geringem Umfang in die umliegenden Gewässer geleitet werden. Der große Rest wird am Flughafen vorgereinigt und kommt anschließend in die Kläranlage von Stuttgart-Plieningen.

Lockenwickler machen sauber

Das geschieht im Schwebebettreaktor. In diesem 800 Kubikmeter großen Filter aus Edelstahl schwimmen 300 Kubikmeter sogenannte Lockenwickler. Das sind kleine Plastikteile, die ihren Namensgebern optisch stark ähneln. Auf ihnen sitzen Bakterien, die den Kohlenstoff fressen und in CO2 umwandeln. „Die Bakterien müssen wir zusätzlich noch füttern“, erklärt Cornel Ritter. „Neben Kohlenstoff bekommen sie von uns noch etwas Stickstoff und Phosphor. So haben sie genug Nahrung, um gut arbeiten zu können.“ Nachdem die Reste des Enteisungsmittels den Reaktor passiert haben, kommen sie in eine sogenannte Flotationsanlage, die den Kohlenstoffgehalt noch weiter reduziert: Wenn Bio-Schlamm aus dem Schwebebettreaktor im Abwasser mitschwimmt, wird er zu größeren Flocken zusammengefasst. Diese lassen sich anschließend leichter entfernen. Das übrige Wasser gelangt anschließend in die Kläranlage, die den noch verbliebenen Kohlenstoff entfernt.

„Nach dem Filtern bleiben nur wenige Rückstände“, so Ritter. „Das liegt daran, dass die SAG und die Lufthansa Technik AG immer weniger kohlenstoffhaltige und damit umweltverträglichere Enteisungsmittel verwenden.“

Im Schwebebettreaktor des Airports schwimmen insgesamt 6,5 Millionen dieser kleinen Plastikteile, die aussehen wie Lockenwickler. Auf einer Fläche, die so groß ist wie zwölf Fußballfelder, beheimaten sie Mikroorganismen, die für gute Wasserwerte sorgen.
Selbst auf Rekord-Regen vorbereitet

Weil in Zeiten des Klimawandels die Zahl der Frost- und Eistage sinkt, und stattdessen starke Regenfälle zunehmen, hat sich der STR für Rekordniederschläge gewappnet. Den Prognosen nach benötigt der Airport ein Rückhaltevolumen von 55.000 Kubikmetern, verfügt aber bereits heute über mehr als 100.000. Damit alle Anlagen immer auf dem neusten Stand sind, investiert die Flughafen Stuttgart GmbH jährlich rund zwei Millionen Euro in Betrieb, Instandhaltung und Weiterentwicklung.

Mehr zum fairport STR gibt es auf der Homepage des Flughafens unter www.stuttgart-airport.com/fairport-STR. 


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  • Simon Kirchgeßner
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