Tonnenschwere Technik hebt ab. Ein Brummen, ein Rauschen, ein sanftes Emporsteigen in den Himmel. Doch was steckt hinter dem typischen Flugzeugsound? Flugblatt hat sich ins Cockpit und in die Kabine begeben, um gemeinsam mit Pilot Martin Locher und Flugbegleiterin Dorothee Quint die faszinierende Welt des Fliegens mit allen Sinnen zu entdecken.
Es brummt, pfeift und rauscht, es rollt und fliegt majestätisch in die Höhe – das Flugzeug. Für die einen ist es Leidenschaft, für andere nur Mittel zum Zweck und für manche schlicht nicht zu begreifen, dass so ein großes Gerät abheben kann. Martin Locher ist Kapitän bei TUI fly, er fliegt seit über 25 Jahren und kennt die Hintergründe und Abläufe an Bord ganz genau.
„Schon wenn man als Passagier an Bord Platz nimmt, hört man jede Menge unterschiedliche Geräusche“, sagt Locher. Während die Maschine noch an ihrer Parkposition steht, versorgt Bodenstrom vom Airport das Flugzeug mit Energie. „Ist bereits ein tiefes Brummen wahrnehmbar, handelt es sich vermutlich um das Hilfstriebwerk (auxiliary power unit, kurz APU), das arbeitet, um die Temperatur an Bord rechtzeitig anzupassen.“ Auch außerhalb der parkenden Maschine, heute eine Boeing, passiert kurz vor dem Start einiges. „Die Koffer werden eingeladen, das ist deutlich wahrnehmbar, da sich der Laderaum direkt unter der Kabine befindet“, sagt Locher. „Die aerodynamische Bauweise, die auf geringes Gewicht abzielt, bedingt dieses Phänomen“, erklärt der Kapitän.
Beim Starten der Haupttriebwerke wird die Druckluft aus der APU benötigt, deshalb stellt die Klimaanlage kurzzeitig ihren Dienst ein. Dorothee Quint, die erfahrene Flugbegleiterin, erklärt: „Nach etwa zwei bis drei Minuten flackert das Licht in der Kabine kurz auf, ein unauffälliges Zeichen für Reisende, dass die Motoren nun laufen und die Klimaanlage wieder volle Leistung bringt.“ Wenn es losgeht, kann es sein, dass Urlauberinnen und Urlauber den Pushback-Vorgang spüren. „Flugzeuge haben keinen Rückwärtsgang“, schmunzelt Martin Locher. „Wenn die Maschine also mit der Nase Richtung Terminal steht, ist zunächst eine ‚Ausparkhilfe‘ nötig. Dann schiebt ein sogenanntes Pushback-Fahrzeug des Airports die Maschine so weit aus der Parkposition, dass sie selbstständig rollen kann.“
Jetzt ist die Boeing eigenständig unterwegs. Auf dem Weg zur Startbahn können alle Reisenden mit Fensterplatz ein spannendes Schauspiel beobachten und hören: Die Piloten fahren die Landeklappen ein Stück aus. „Dadurch vergrößern wir die Flügelfläche und erhöhen den Auftrieb beim Start. Dabei entsteht ein quietschender Summton“, erläutert Martin Locher. „So können wir mit geringerer Geschwindigkeit und auf kürzerer Strecke abheben.“
Auf der Startbahn angekommen, schiebt die Cockpit-Besatzung die beiden Triebwerkshebel nach vorne, die Motoren heulen auf. Ein tiefes Dröhnen erfüllt die Kabine. Der ganze Jet vibriert spürbar und Reisende merken die Beschleunigungskräfte, die sie in den Sitz drücken. Bei einer Geschwindigkeit von etwa 280 Stundenkilometern heißt es schließlich: Ab nach oben!
Etwa 15 bis 20 Meter über dem Boden zieht Martin Locher das Fahrwerk ein. Das damit verbundene Rumpeln ist nicht nur hörbar, sondern auch an den Fußsohlen deutlich zu spüren. „Besonders Reisende, die in der Mitte sitzen, merken das ganz intensiv“, so Locher. „So ein Fahrwerk wiegt schließlich auch eine ganze Menge.“ Kurz da rauf drosselt der Pilot die Triebwerke, da für den Steigflug nicht mehr die volle Leistung benötigt wird. Fährt er schließlich die Landeklappen ein, nehmen auch die Windgeräusche merklich ab. Die Boeing hat ihre Reiseflughöhe erreicht, der Steigflug ist beendet und die Triebwerksleistung wird weiter reduziert. „In diesem Moment haben manche Passagiere das Gefühl, wir würden schweben oder sogar leicht fallen“, weiß Dorothee Quint aus Erfahrung. „Das liegt daran, dass wir nun wieder weitestgehend horizontal und deutlich leiser fliegen“, ergänzt Locher.
Über dem azurblauen Meer beginnt die Kabinen-Crew damit, die Bordverpflegung vorzubereiten. Nun wird es wuselig in der Bordküche, der sogenannten Galley. „Vor allem die Reisenden in den vorderen Reihen hören uns beim Arbeiten“, so Quint. „Vielleicht ist es hier auch mal etwas hektisch, die Trolleys sind mit Sicherheitsriegeln gelockt, damit die Boxen und Trolleys stets an Ort und Stelle bleiben. Das Öffnen und Schließen dieser Behältnisse ist gut zu hören.“
„Im Reiseflug kann es auch mal vorkommen, dass wir die Anschnall-Zeichen anmachen müssen, weil wir Turbulenzen erwarten“, sagt Locher. „Bei starken Windfeldern oder anderen Wetterverhältnissen passen wir Flughöhe oder Geschwindigkeit an. Das ist allerdings nicht schlimm, weil das Flugzeug extrem stabil gebaut ist und die Turbulenzen Rumpf und Flügeln nichts anhaben können“, erklärt der erfahrene Kapitän, und Quint ergänzt:
„Unsere Crews bringt das sowieso nicht aus der Ruhe.“
Wenn sich die Landung ankündigt, werden die Triebwerke auf Leerlauf gestellt, um die Geschwindigkeit des Flugzeugs zu verringern. Etwa zwanzig Kilometer vor dem Flughafen werden die Landeklappen wieder ausgefahren. Das Tempo nimmt ab, und die Cockpit-Crew nutzt die Auftriebskräfte der Luft. Nun rumpelt auch das Fahrwerk aus seinem Schacht und bremst die Maschine zusätzlich. Der Airport ist bereits in Sichtweite, der Touchdown der Boeing steht mit etwa 260 km/h bevor.
Auf den letzten Metern der Reise wird es im Kabineninneren wieder lauter. Beim Aufsetzen fährt die Cockpit-Crew die Störklappen auf den Tragflächen aus, ein gut sichtbares Manöver. Sobald das Flugzeug aufgesetzt hat, aktiviert die Cockpit-Crew nicht nur die Radbremsen – „Umkehrschub“ lautet der Befehl ans Triebwerk. Damit wird die Leistung nach vorne gelenkt. Die Turbinen arbeiten nun in entgegengesetzter Richtung und bremsen den Jet vehement ab. Auf dem Weg zur Parkposition fahren schließlich die verschiedenen Klappen mit dem quietschenden Surren wieder ein. Dann steht die Maschine still. Ein Gong signalisiert das Ende der Anschnallpflicht. Nun ist nur noch das leise Pfeifen der APU für die Stromversorgung an Bord zu hören – das Ende einer Reise voller sinnlicher Eindrücke hoch über den Wolken. „Und für uns heißt es jetzt – Feierabend“, sagt Dorothee Quint.
⇒Brummen beim Boarding: Das Hilfstriebwerk (APU) sorgt für Strom und eine funktionierende Klimaanlage.
⇒Töne beim Anlassen der Motoren: Druckluft aus der APU startet die Haupttriebwerke.
⇒Fühlbare Impulse beim Start: Der Jet erbringt maximale Leistung.
⇒Rumpeln beim Einfahren des Fahrwerks: Ein mechanischer Vorgang, der hör- und fühlbar ist.
⇒Veränderung der Geräusche: Das Drosseln des Antriebs in Reiseflughöhe führt zu einem leiseren Flug.
⇒Klicken aus der Galley: Vorbereitung der Bordverpflegung.
⇒Erneutes Rumpeln beim Ausfahren des Fahrwerks: Vorbereitung auf die Landung.
⇒Aufheulen der Triebwerke im Landeanflug: Zusätzlicher Schub zur Geschwindigkeitskontrolle.
⇒Lautes Geräusch und Ruck beim Aufsetzen: Kontakt mit der Landebahn.
⇒Kurz nach der Landung: Aktivierung des Umkehrschubs zum Bremsen.
⇒Surrende Geräusche: Einfahren der Klappen nach der Landung.