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Zeit zum Zuhören


Am STR tummeln sich täglich bis zu 50.000 Menschen und mit ihnen allerlei Gefühle: Fernweh und Vorfreude – aber auch Abschiedsschmerz und Alltagssorgen. Passagiere und Mitarbeiter, die etwas auf dem Herzen haben, wenden sich oft an das Team der Flughafen-Seelsorge.

Dem Himmel ein Stück näher

„Der Flughafen ist ein ganz besonderer Ort“, sagt Marjon Sprengel. „Hier gibt es die unterschiedlichsten Menschen aus allen Nationen. Viele freuen sich auf den Urlaub. Und für die meisten ist das Fliegen etwas ganz Besonderes – schließlich kommt man dem Himmel sonst selten so nahe“, so Sprengel mit einem Schmunzeln. Sie strahlt etwas sehr Positives aus, obwohl sie häufig mit traurigen Themen zu tun hat. Wenn ein Passagier etwa kurz nach der Landung von einem Todesfall erfährt, ist Sprengels Team von der Airport-Seelsorge gefragt. Und das ist nur ein Beispiel. „Wir werden von der Terminalaufsicht oder den Beamten der Polizei immer informiert, wenn jemand Hilfe benötigt“, erklärt Sprengel. „Menschen in schwierigen Situationen bringt es enorm viel, wenn sie einen Ansprechpartner haben, der sich um sie kümmert.“ Zunächst ist Zuhören wichtig, oft bleibt es aber nicht dabei. Sprengel vermittelt ihre Klienten dann an die richtigen Stellen oder gibt wertvolle Tipps. „Außerdem bekommen bei uns alle etwas zu essen, die Hunger haben. Egal, welchen Hintergrund sie oder er hat“, sagt die Seelsorgerin.

Zweirad-Kluft statt Ordenskleid: Auf den ersten Blick ist Marjon Sprengel nicht als Seelsorgerin zu erkennen. Ihre Laufbahn begann in einem Kloster, seit vier Jahren ist sie am Stuttgarter Flughafen. Zu ihrem Arbeitsplatz kommt sie meistens mit dem Motorroller.
Gezielte Entschleunigung
Interesse geweckt, Ziel erreicht: Die Bet-Box lockte viele Reisende ins Innere und sorgte somit für einen Impuls zur Besinnung.

In Sprengels Job gilt es aber nicht nur, negative Themen zu bewältigen. Durch besondere Aktionen versucht sie, Passagiere und Mitarbeiter aus dem Alltagsstrudel zu ziehen und aktiv zu einer Pause aufzufordern. „Gerade am Airport, wo es häufig hektisch ist, Passagiere ihren Flug erwischen müssen oder Business-Reisende schnell zum nächsten Meeting hetzen, tut es immer wieder gut, innezuhalten“, sagt Sprengel. „Wir versuchen, Distanz zur Hektik des Alltags aufzubauen. Gerade in Zeiten, in denen Burn-outs häufiger werden, können kleine Pausen helfen“, so die 62-Jährige.

Dafür versucht das Team der Flughafen-Seelsorge, Impulse zu geben und Passagiere zu überraschen. So sorgte Sprengel beispielsweise dafür, dass im Abflugbereich ein sogenannter Gebetomat aufgestellt wurde. Künstler Oliver Sturm entwarf das Gerät, das optisch an einen Passbild-Automaten erinnert. 300 Gebete in 65 Sprachen spielt es ab. „Wir wollten die Leute neugierig machen. Viele haben sich hineingesetzt und sich mit der Vielfalt der Religionen beschäftigt“, sagt Sprengel. Ob Menschen an Gott glauben oder welche Konfession sie haben, spielt für sie keine große Rolle. „Wir müssen Gott nicht zu den Menschen bringen, denn das Göttliche ist in den Begegnungen zwischen Personen zu finden“, sagt die Seelsorgerin.

Zwanzig Jahre Seelsorge am STR

Zwei hauptberufliche Mitarbeiter und mehr als dreißig ehrenamtlich tätige Frauen und Männer kümmern sich am Stuttgarter Flughafen um die Sorgen und Nöte der Passagiere, Mitarbeiter und Abholer. Das Angebot gibt es bereits seit 1998.
Wer Ruhe braucht oder vor dem Abflug noch ein Gebet sprechen möchte, findet auf der Ankunftsebene in Terminal 3 seinen Platz. Im Raum der Stille sind alle Menschen Tag und Nacht willkommen – egal, welche Konfession oder Religion sie haben. Die Innengestaltung ist so ausgeführt, dass sich alle Religionen eingeladen fühlen. So gibt es neben Kreuzen und einem Altar auch Gebetsteppiche und einen Pfeil, der in Richtung Mekka zeigt. Montags bis freitags findet in dem Raum um zwölf Uhr außerdem eine viertelstündige Andacht statt. Bei besonderen Anlässen werden außerdem themenbezogene Gottesdienste gefeiert. 

Mehr Infos gibt’s unter elk-wue.de/Helfen/Beratung und Seelsorge/Flughafen und Messeseelsorge.


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  • Simon Kirchgeßner
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