Vom KfZ-Meister zum Piloten und Ausbilder für Cockpit-Crews – Helmut Krebs lebte seinen Kindheitstraum. Jetzt geht er in den Ruhestand. Ob Alice Cooper oder die Königin von Norwegen – zu den Gästen an Bord der Maschinen, die Krebs flog, zählten auch bekannte Persönlichkeiten. Für seinen letzten Touchdown wünschte er sich eine Landung am STR – seinem Lieblings-Airport.
Es ist kurz nach elf Uhr am Flughafen Stuttgart, als die Maschine mit dem ungewöhnlichen Rufzeichen „Helmut1“ aus Palma de Mallorca sicher auf der Landebahn aufsetzt. Am Steuer sitzt Kapitän Helmut Krebs – zum letzten Mal.
Nach 25 Jahren bei Eurowings und insgesamt 36 Jahren in der Luftfahrt endet heute seine aktive Karriere. Die Eurowings-Station hat dafür gesorgt, dass sein Abschiedsflug etwas ganz Besonderes wird. Neben dem personalisierten Funkrufzeichen erwartet den Airbus wenige Minuten nach der Landung eine Abschiedsdusche der Flughafenfeuerwehr. Langsam rollt der Jet durch die Wasserfontänen. „Das ist sehr emotional“, so Krebs. „Meine Familie sowie einige Freunde sind an Bord. In Palma ist außerdem eine ehemalige Flugschülerin mit ihrem Partner zugestiegen. Hier am STR stehen viele liebe Kolleginnen und Kollegen zum Abschied bereit.“
Die Geschichte von Helmut Krebs beginnt weit entfernt von der Startbahn – in der Werkstatt. „Pilot zu sein, war mein Kindheitstraum – aber der war zunächst sehr weit weg“, sagt Krebs. So arbeitete er anfangs im KfZ-Handwerk, qualifizierte sich stetig weiter, wurde Meister und landete schließlich in der Messtechnik. Seine fliegerische Reise begann mit der Privatpilotenlizenz. „Mein Job war gut bezahlt, da konnte ich mir das Hobby leisten“, erinnert sich Krebs. „Schließlich habe ich noch die Ausbildung zum Flight Instructor gemacht.“ Später flog er als Freelancer im Nebenjob für ein Industrieunternehmen. „Die Cessna Citation war damals mein Arbeitsgerät“, so Krebs. „Mit 39 Jahren habe ich schließlich den großen Schritt zum Verkehrspiloten bei der Airline Eurowings gewagt, ich habe mich beworben und es gleich geschafft.“
Seine Leidenschaft vermittelte er bei der Lufthansa-Tochter auch angehenden Verkehrspilotinnen und -piloten, führte viele Checks auf Linienflügen durch, war Ansprechpartner, Mentor und Kollege. Aufgrund der Ausbildertätigkeit wurde Krebs in seiner Karriere an vielen verschiedenen Standorten eingesetzt. „Zum Abschluss wollte ich nach Stuttgart – ich mag einfach die schwäbische Art, die Landschaft beim Anflug und nicht zuletzt das gute Miteinander in der Station hier.“
„ES LOHNT SICH, AM TRAUM FESTZUHALTEN. DAS IST KEIN BERUF WIE VIELE ANDERE. ER HAT AUCH NACH JAHRZEHNTEN NICHTS VON SEINER FASZINATION VERLOREN – BESONDERS FÜR DIE, DIE TECHNIK LIEBEN.“
„Pilot zu sein ist kein 9-to-5-Job – aber einer mit viel Herz“, sagt Krebs. Zu seinen liebsten Zielen gehörten die griechischen Inseln – zum Beispiel Santorini. „Der Anflug ist beides – wunderschön und fliegerisch anspruchsvoll“, so der passionierte Pilot. Während seiner Karriere begrüßte er an Bord auch einige Promis. „Von Stuttgart nach Berlin habe ich eine junge Prinzessin geflogen, außerdem war einmal die Königin von Norwegen bei mir im Flugzeug. Aber mein persönliches Highlight war es, Alice Cooper zu fliegen. Dabei kam es sogar zu einer besonderen Situation – weil wir kurzfristig ein anderes Flugzeug erhielten, musste Cooper auf seinen gebuchten Business- Sitz verzichten. Sympathisch war seine Reaktion – statt Starallüren an den Tag zu legen, blieb er cool und genoss den Flug trotz der ungeplanten Änderung mit guter Laune“, erinnert sich Krebs. „Natürlich ist in dem Beruf auch nicht alles rosig. Mir fiel es zum Beispiel manchmal schwer aufzustehen, wenn nachts um 3:30 Uhr der Wecker klingelte. Aber spätestens, wenn wir Richtung eines orangeroten Sonnenaufgangs gestartet sind, habe ich zu meinen Co-Piloten gesagt: ‚Und andere müssen jetzt arbeiten‘“, so Krebs mit einem Lächeln. Dieses Erlebnis war ihm auch auf seinem finalen Flug vergönnt.
Um 6:10 Uhr startete er in Stuttgart gemeinsam mit der Sonne in den Tag. Und für seine letzte Landung machte er noch eine Ausnahme: „Meine Flugschüler bilde ich so aus, dass sie die Landung immer positiv auf den Punkt setzen, weil dann die ganze Sensorik und die Reverser anspringen und die Reifen sofort Anpressdruck haben. Zum Abschluss ist mein Airbus jedoch ausnahmsweise smooth auf die Runway geglitten, für die Gäste kaum spürbar“, so Krebs.
Für ihn ist jetzt erst mal Urlaub angesagt, dann geht es zurück zu seinen Wurzeln: als ehrenamtlicher Fluglehrer im Club in Rothenburg.
Es gibt mehrere Wege ins Cockpit – ob direkt bei einer Airline oder über private Flugschulen:
⇒Airline-Programme: z. B. Lufthansa Group, mit strengen Auswahlverfahren und integrierter ATPL-Ausbildung (Verkehrspilotenlizenz, Dauer ca. 2 Jahre).
⇒Private Flugschulen: Modularer Aufbau, z. B. von der PPL (Privatpilotenlizenz) bis zur ATPL.
⇒Einstieg über die Bundeswehr, später Wechsel möglich. Kosten: Bis zu 100.000 €, je nach Ausbildungsweg. Einige Airlines bieten Finanzierungsmodelle an. Voraussetzungen: Gutes Englisch, technisches Verständnis, medizinische Tauglichkeit (Klasse 1) und Teamfähigkeit.