Mit uns den fairport von morgen gestalten.
Jetzt bewerben!

Möglichmacherin mit Herz


Seit über fünfzig Jahren arbeitet Renate Rouagha am Flughafen Stuttgart. Sie hat die rasante Entwicklung der Luftfahrt hautnah miterlebt und war stets mittendrin. Und obwohl sie längst im Ruhestand sein könnte, denkt sie noch lange nicht ans Aufhören.

„Ich überlebe sogar die Gebäude hier", scherzt Renate Rouagha, „das dachte ich, als der alte Frachthof gegenüber dem Terminal 4 abgerissen wurde.“ Mit einem Lächeln fügte sie hinzu: „Bei der Einweihung war ich bereits dabei." Das ist mittlerweile über fünfzig Jahre her. Eigentlich wäre die 71-Jährige längst im Ruhestand. Doch die Arbeit am Flughafen macht ihr zu viel Spaß. „Ich kann nicht einfach daheim sitzen", so Rouagha. „Das alles hier würde mir fehlen."

Die Welt als Heimat

Dabei startete ihr beruflicher Werdegang nicht in der Luftfahrt – als Fernmeldeassistentin machte sie beim zuständigen Amt in Stuttgart eine Ausbildung. „Aber so ein klassischer Nine-to-Five-Job – das lag mir nicht“, sagt sie. So heuerte sie bei der belgischen Fluggesellschaft Sabena an, die damals ihr Büro in der Bolzstraße hatte. „Als sogenannte Bodenstewardess habe ich die unterschiedlichsten Aufgaben übernommen ", erinnert sie sich. „Load Sheets erstellen, das Ticketing erledigen – all das lief damals händisch ab, Computer hatten wir noch nicht. Als Ramp Agentin durfte ich außerdem regelmäßig aufs Vorfeld.“ Zu dieser Zeit führte Sabena drei Flüge pro Tag durch, später wurden es fünf. „Meine beiden Jobs hatten eines gemeinsam: Sie waren mit der großen weiten Welt verbunden, und ich konnte meine Sprachkenntnisse gut einsetzen“, so Rouagha. Und so ist es heute noch. „Ich spreche in einem Moment Englisch und zwei Stunden später Französisch, das ist doch toll, oder?“, sagt sie und lächelt. 

An Renate Rouaghas erstem Arbeitstag 1972 kam ein Jumbo ihrer Airline Sabena – daran erinnert sie sich noch genau. Die damalige nationale Fluggesellschaft Belgiens mit Sitz in Brüssel ging 2001 insolvent, Teile der Gesellschaft wurden später bei Brussels Airlines integriert.
Turbulenzen und schöne Momente

In den fünfzig Jahren am Flughafen hat Rouagha viel erlebt. Sie war dabei, als der 11. September 2001 die Welt veränderte. „Außerdem blieb mir das Grounding der Airlines in Erinnerung, die ich betreute, das waren leider gleich zwei – zuerst die Swissair und später auch Sabena“, sagt Rouagha. Grounding bedeutet, dass eine Fluggesellschaft ihren Dienst einstellt. Heute ist die Airport-Begeisterte als Service-Managerin bei der Stuttgart Ground Services aktiv – dort wechselt sie zwischen verschiedenen Schreibtischen und Aufgaben. Mal ist sie im Backoffice tätig, mal am Gate. „Der Job ist abwechslungsreich und ich mag den Kontakt zu den Menschen", so Rouagha. „Ob Reisende, Kolleginnen und Kollegen oder andere Mitarbeitende – ich helfe gerne, wo ich kann. Für die Airlines, die wir betreuen, müssen wir beispielswiese sicherstellen, dass die Fluggäste mit ihrem Pass auch ins Zielland einreisen dürfen, und dass die nötigen Dokumente vorhanden sind“, erklärt sie. „Das war besonders während der Corona-Pandemie eine Herausforderung, schließlich mussten auch noch die Impfzertifikate zum jeweiligen Zielland passen.“ 

Telefon, Kugelschreiber und Faxgerät – das waren für viele Jahre die Hauptarbeitsmittel von Renate Rouagha. Heute laufen die Prozesse digital ab.
Eine Institution am Flughafen

Renate Rouagha kennt die Abläufe am Airport im Detail und hat für jedes Problem eine Lösung parat. Ob es darum geht, ein verlorenes Gepäckstück wiederzufinden oder ein ganzes Klavier als Reisegepäck einzuchecken, an sie wenden sich die Menschen mit den unterschiedlichsten Anliegen. „Ich habe den Leuten schon früher gerne geholfen, und ich helfe ihnen auch noch heute", sagt Rouagha herzlich. „Es ist auch schon vorgekommen, dass mich Reisende ansprechen und sagen: „Wir kennen Sie noch von unserem letzten Urlaub.“ Auf die Frage, ob sie langsam ans Aufhören denkt, lacht sie und sagt: „Das fragen mich meine Kinder auch ständig – ich werde meine Arbeitszeit vielleicht ein bisschen reduzieren, aber komplett aufhören kann ich noch nicht.“ Und wer die quirlige Stuttgarterin beim Arbeiten eine Weile begleitet, kann sich gut vorstellen, dass sie noch ein paar weitere Gebäude überlebt – zu sehr genießt sie die Betriebsamkeit und den Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen ihres Teams.

„Der internationale Flair am Flughafen hat mich schon immer begeistert“, sagt Renate Rouagha.

  • Stories STR
  • Simon Kirchgeßner
  • 06/24